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Licht© John BorrmannIn totaler Ekstase und dem Abgrund des Wahnsinns sehr nah, setzte er sich auf den Stuhl und schaltete den Computer an. Während der Computer hochfuhr, flogen seine Gedanken kreuz und quer durch seinen Verstand. Er konnte es immer noch nicht fassen und sein Freund würde ihn sicherlich schon für verrückt erklären, denn der Heilige Abend sollte nicht so verlaufen. Das Schreibprogramm öffnete sich und die Finger rasten über die Tastatur:
Sie war eine wunderschöne Frau. Jadegrüne Augen blickten an mir vorbei. Sie richteten sich gegen den klaren schwarzen Nachthimmel und ihr blasses Antlitz verschwand nahezu im tiefen Schnee. Einst musste ein kräftiges Rot ihre vollen Lippen erfüllen, doch selbst die Erinnerung daran viel mir sehr schwer. Wie lange sie hier schon lag? Meine Blicke schweiften über die pechschwarze Umgebung, doch es war nicht viel, nur vom Schnee zugebettete Ackerflächen. In weiter Entfernung funkelten Lichter aus einem Dorf und manchmal erblickte man Scheinwerfer von Autos, die auf den Bundesstraßen ihre Wege suchten. Ich steckte mein Handy, mit dem ich die Polizei informiert hatte, zurück in die Brusttasche meiner Winterjacke. Eine dicke, olivgrüne und seit mehreren Jahren aus der Mode gekommene Modeungeheuer. Sie hatte mir sehr oft gute Dienste geleistet und würde es erneut tun. Nach einer sehr langen Wartezeit kam endlich der Polizeiwagen und leuchtete mich und meine nahe Umgebung aus. Das Scheinwerferlicht erlosch und zwei Männer stiegen aus. Meine Augen waren geblendet und mit Mühe erkannte ich, wie einer von ihnen am Wagen stehen blieb und sich eine Zigarette ansteckte. Der Zweite kam auf mich zu und grüßte mich freundlich. Ich grüßte zurück. "Wo ist denn nun unser gutes Stück?" Ein breites Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Polizisten ab. Sehr lustig fand ich diese ganze Angelegenheit nicht und wunderte mich über diese Euphorie. Mit meiner rechten Hand zeigte ich auf die ungefähre Stelle, an der die Leiche lag und fügte hinzu: "Dort drüben im tiefen Schnee." Der Polizist nahm seine Taschenlampe und leuchtete in die von mir gezeigte Richtung. Seine Miene wurde etwas ernster. "Also doch ein Ernstfall." Seine Stimme war ganz ruhig und leise, so als wollte er die Tote nicht stören. "Natürlich ist das ein Ernstfall", antwortete ich ihm leicht ärgerlich. "Glauben Sie, ich rufe Sie zum Spaß an?" Der Polizist war über meine Reaktion verwundert und versuchte mich gleich zu besänftigen, aber ich hörte nur mit einem Ohr hin. Die ersten von mir wieder verstandenen Worte waren: "Sie haben Recht. Wer würde denn schon um die beste Sendezeit Telefonstreiche machen?" Ich blickte auf meine Uhr. Es war kurz vor acht. Der zweite Polizist war mit seiner Zigarette fertig, schnipste sie in die tiefe Dunkelheit, schaute auf seine Uhr und dann in unsere Richtung. "Ist Rauchen nicht eigentlich während der Dienstzeiten verboten?" Warum ich die Frage stellte, wusste ich nicht, da ich die Antwort sowieso wusste. Wir standen etwas abseits des Polizeiwagens, aber wohl nicht weit genug, da eine herzliche Antwort von dem rauchenden Polizisten auf meine Frage erwidert wurde. "Kümmert dich um deinen eigenen Kram!" "Nun wissen Sie es", und es zeichnete sich erneut ein Grinsen auf dem Gesicht des anderen Polizisten ab. Er holte einen Notizblock und einen Stift aus seiner Jackentasche. Zuerst verlangte er meinen Personalausweis, danach gab ich ihm noch meine Telefonnummer und beantwortete einige Fragen. Nachdem ich ausgefragt wurde, klappte er den Notizblock zu, legte den Stift drauf und steckte beides in seine Jackentasche. Am Ende schenkte er mir seine Visitenkarte und ein weiteres Lächeln. "Sie dürfen nun gehen." Ich nickte kurz, verabschiedete mich von ihm und ging nach Hause. Das Quecksilber war schon um einige Grad unter Null gefallen und ein leichter Schneefall setzte ein. Kalter Wind fuhr durch meine offenen gelockten, fast schulterlangen, blonden Haare und auf dem Heimweg dachte ich noch sehr viel über das Geschehne nach, während ich mir meinen Weg durch den tiefen Schnee, quer über die Ackerflächen, bahnte.
Mit einem leisen Klick öffnete sich das Schloss und ich trat in den Flur ein. Den Schlüssel platzierte ich wie gewöhnlich auf dem kleinen Schuhschrank, die Jacke kam auf ihren Bügel und auf eine Plastiktüte am Boden die Schuhe. Beim Rausholen des Handys, aus der Brusttasche, fiel die Visitenkarte auf den Boden, die mir der Polizist gegeben hatte. Polizeikommissar E. Lereson stand in großen Lettern auf ihr. Darunter eine Telfonnummer und die Adresse des Kommissariates. Ich steckte die Karte zurück in meine Jackentasche und ging in das Wohnzimmer. Sofort ließ ich mich auf meinen Sessel fallen und die körperliche Anspannung fiel von mir ab, nur meine Gedanken konnten nicht von der Toten lassen. Sie erinnerte mich sehr stark an eine alte Freundin. Ich wohnte erst seit einem Jahr in dieser kleinen Wohnung, doch mir kam es so vor, als würde ich die junge Frau schon eine Ewigkeit kennen. Viele Erinnerungen waren sehr alt und nur noch ein verblasstes Netzwerk aus Bildern, die ich nicht zuordnen konnte. Seitdem ich aus der Hauptstadt in dieses ruhige Dorf gezogen war, verdrängte ich zunehmend alte Erinnerungen. Es war erstaunlich wie viel Zeit man in einem Jahr zum Vergessen hatte. Der Abend war jung, jedoch meine Knochen fühlten sich umso älter an und ich schlief in meinem Sessel ein.
Es klingelte an der Tür. Ich schreckte hoch und saß aufrecht in meinem Sessel. Im selben Moment blendeten mich die Sonnestrahlen der Morgensonne. Als ich die Zeit auf der Wanduhr ablas, blendeten mich nun die Strahlen der Mittagssonne. Es war halb eins. Mit der Frage, warum ich so lange geschlafen hatte, in meinem Kopf, ging ich in den Flur und öffnete die Tür. Der Polizeikommissar von gestern stand an der Tür. Ein breites Gähnen war die Begrüßung meinerseits. Er sprang ein wenig zurück und hielt seine Hände schützend vor sein Gesicht. "Hilfe! Wollen Sie mich etwa verschlucken?" Er fing sofort an zu lächeln. Ich war noch zu müde, um dieses Verhalten wirklich zu verarbeiten. "Was", begann ich meine Frage, bevor ich von meinem eigenen Gähnen unterbrochen wurde, "gibt es denn?" Der Kommissar schaute mich mit einem schiefen Blick an. "Na wie lange sind Sie denn aufgeblieben?" Ich versuchte erst gar nicht die Wahrheit zu sagen, da er sie sowieso nicht glauben würde. Ich musste um die fünfzehn Stunden geschlafen haben. "Zurück zu meinem Anliegen", begann der Kommissar. "Es gibt Angehörige des Opfers, die Ihren Namen kannten und Ihnen ein Motiv für den Mord zuschreiben konnten." Jetzt war für mich klar, dass ich die Person kennen musste, auch wenn ich bei dem Namen von ihr noch im Dunkeln tappte. Ihn jetzt nach dem Namen zu fragen würde mich sicherlich verdächtig machen, daher ließ ich es besser bleiben. "Und was heißt das jetzt für mich?", warf ich in den Raum. Der Kommissar lächelte mich erneut an. Ein inneres Gefühl machte sich in meinem Körper breit, ihn wie ein Feuermelder zu behandeln und er sprach in einem höflichen Ton weiter: "Ich muss Sie auffordern, mir ins Kommissariat zu folgen, um sie dort zu verhören." "In Ordnung", war meine einzige Reaktion darauf. Ich zog meine Jacke und die Schuhe an, nahm meinen Schlüssel und verließ die Wohnung. Auf dem Weg nach draußen fragte ich ihn welches Motiv ich für den Mord hätte und er antwortete mit einem Wort: Eifersucht.
Wenn ich auch zuerst das Opfer nicht erkannt hatte, gab es bei den Eltern meiner alten Freundin keine Schwierigkeiten. Als ich sie erblickte, kamen mir sofort einige Erinnerungen zurück in mein Gedächtnis. Das reizende Elternpärchen stand mir gegenüber und beschimpfte mich als Mörder. Ich war es nicht gewohnt, mir so etwas anzuhören und zwang mein Bewusstsein, ihnen nicht mehr zu folgen. Inzwischen musterte ich die kahlen weißen Wände des Gebäudes direkt hinter dem Pärchen. Das kalte Neonlicht erfasste alles in diesem Flur und erzeugte eine beengende Atmosphäre. Es dauerte seine Zeit, bis sich die beiden schimpfenden Rohrspatzen beruhigten und mich in Frieden ließen. Doch das Beste sollte noch kommen, das Verhör. Sollte es ein ähnliches Fach auf der Polizeiakademie gegeben haben, in dem die Autorität geprüft wird, wäre der Kommissar durchgefallen. Er war einfach unfähig mental Druck auszuüben. Hatte er es geschafft ernst zu wirken, wurde durch euphorische Grinsanfälle alles wieder zunichte gemacht. Am Ende konnte ich ein wasserfestes Alibi nennen, das mich als Mörder ganz und gar ausschloss. Natürlich mussten meine Aussagen erst überprüft werden, aber zu befürchten hatte ich nun nichts mehr. Ganz im Gegenteil, im Verhör kam es kurzzeitig zu einem Rollentausch, bevor der zweite Beamte es mitbekam und dem Kommissar das Wort abschnitt. Doch es reichte um herausbekommen, woran meine alte Freundin gestorben war. Diese Tatsachen bildeten immerhin einen guten Anfang und beim Verlassen des Gebäudes fragte ich mich nur wofür? Die Antwort musste noch etwas warten, denn mein Magen war schon viel zu lange leer gewesen und machte es deutlich.
Swetlana. Das war der Name meiner alten Freundin. Ich konnte mich an vieles erinnern, während ich gut genährt mit dem Bus nach Hause fuhr. Doch daheim fanden meine Gedankengänge keine Ruhe. Warum auch immer, hatte ich Blut geleckt und die zusätzlichen Informationen aus dem, wenn man es so nennen durfte, Verhör, beflügelten meine Gedankenwelt um ein weiteres. Wie es der Zufall so wollte, befand ich mich am Anfang meines Urlaubes und hatte auch genügend Freizeit, um Detektiv zu spielen. Der Antrieb bestand nicht aus dem Bestreben, den Mord aufklären zu wollen, sondern Informationen über meine alte Freundin zu finden. Aus unerfindlichen Gründen hatte sich ein starker Wille in meinem Geist ausgebreitet, zu erfahren was sie in letzter Zeit alles getan hat. Ich wollte wieder ein wenig von ihrem Leben teilhaben. Auch wenn sie jetzt tot war und es sich um die Vergangenheit handelte, war es mir sehr wichtig. Die erste und wohl schwierigste Frage war: Wo sollte ich mit meiner Informationssuche anfangen? In das Kommissariat zu gehen, wäre eine selten dumme Idee und die Eltern konnte ich auch ausschließen, denn für sie war ich der Mörder und werde es wohl auch noch lange bleiben. Ich dachte an die vergangene Zeit vor zehn Jahren zurück, als ich noch siebzehn war, und erinnerte mich an Namen von ihren Freunden, doch ein Freundeskreis kann sich in zehn Jahren sehr schnell ändern. Zusätzlich erschwerte ein Fakt die ganze Sache, dass sie damals eine Fernbeziehung für mich war und ich nur einmal für zwei Wochen bei ihr war. Ich hatte nur wenige Freunde von ihr getroffen und von einigen kannte ich den Vornamen, doch der Wohnort oder der Familienname blieben in meinem Gedächtnis verschwunden. Die einzige Möglichkeit weiterzukommen, war das Internet. Mit alten Spitznamen von Swetlana suchte ich auf allen möglichen Chat und Partnerbörsen nach einem Profil von ihr. Es kostete mich einige Stunden, aber ich fand zwei nützliche Namen und mit Hilfe dem Telefonbuch die Adressen dazu. Während der Computer herunterfuhr, warf ich einen Blick auf die Wanduhr. Siebzehn Uhr zeigte sie an und die letzten Sonnenstrahlen wollten sich hinter dem Horizont verkriechen. Hier bleiben um auf den Morgen zu warten konnte ich nicht. Mit gezielten Griffen suchte ich einen Kugelschreiber und einen kleinen Notizblock, nahm meine Jacke, mein Handy und meinen Schlüssel, zog die Schuhe an und ging in einem sehr schnellen Schritt zur ersten Adresse, die mir am nächsten war. Kaum war ich aus meiner Reihenhauswohnung gekommen, fing es an zu schneien. Die wenigen und sehr kleinen Schneeflocken tanzten miteinander unter den Lichtkegeln der Straßenlaternen. Bald hatte ich die Neubausiedlung hinter mich gelassen und folgte den Landstraßen in Richtung des Nachbardorfes, in dem sich das erste Haus befand. Die verschneiten Ackerflächen bildeten ein trostloses Panorama, das mich bis zur ersten Adresse begleitete.
Ein hässliches Haus. Das Machwerk eines sehr verzweifelten Architekten, und noch verzweifelter musste die Menschen sein, die darin wohnten. Ich war sehr froh, dass ich die Farben der Fassade nicht erkennen konnte, denn dafür war es zu dunkel. Mit einem unguten Gefühl öffnete ich die kleine Gartentür, schloss sie hinter mir ganz behutsam und folgte dem frei gefegten Steinweg zu der Eingangstür. Das ungute Gefühl wurde etwas stärker und ich spürte meinen Puls wie er immer schneller wurde. Vorsichtig drückte ich die Klingel. Von drinnen hörte ich jemanden aufstehen und die Tür öffnen. Ein kleiner Spalt, durch den etwas Licht in mein Auge strahlte und weihnachtliche Düfte in meine Nase krochen, tat sich auf. Ein, zum größten Teil nicht sichtbares, Gesicht einer erwachsenen Frau befand sich auf der anderen Seite der Tür. "Was wollen Sie?" Die Stimme wirkte leicht verärgert. "Ich", begann ich meinen Satz und räusperte mich, "ich bin ein alter Freund von Swetlana und ..." Weiter kam ich nicht, denn die Tür ging zu. Gefühle wie Wut und Enttäuschung durchwanderten mein Bewusstsein. Mit hochgezogenen Augenbrauchen stand ich nun vor der geschlossenen Tür. Da ich mir aus einem zweiten Versuch nicht mehr erhoffte, drehte ich dem hässlichen Haus meinen Rücken zu und stieß mit dem Fuß, beim Verlassen des Gartens, einen hässlichen und fast vollständig eingeschneiten Gartenzwerg um.
Das zweite Haus sah etwas einladender aus. Mit schnellen Schritten nährte ich mich der Haustür. Ich klingelte. Im ersten Moment tat sich nichts. Nach einigen Augenblicken öffnete sich die Tür und eine ältere Frau schaute mich mit erwartungsvollen Blicken an. "Entschuldigen Sie die Störung um diese Uhrzeit", begann ich. "Ich bin ein alter Freund von Swetlana und", ich unterbrach mich kurz, "ist Josephine da?". Die Frau schaute mich etwas missmutig an und wollte gerade etwas sagen, als eine sehr schöne Stimme aus dem Haus fragte: "Wer ist denn da Mutter?" Josephines Mutter ging beiseite und ermöglichte mir einen Blick in den Flur. Direkt mir gegenüber befand sich die Treppe, auf der die Freundin von Swetlana stand. Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen das Geländer und hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt. Die langen dunkelroten, fast lila gefärbten Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden. Schwarzer Liedschatten betonte ihre Augen und das quergestreifte eng anliegende T-Shirt ihren schlanken Körper. Die blaue Farbe der Jeans und die schwarzen Querstreifen auf dem grauen Shirt, passten perfekt zu ihrer Erscheinung. "Er ist ein alter Freund von Swetlana und er möchte dich sprechen", sagte die Mutter. Josephine sah sehr verwundert aus und starrte mich an. "Ist das so?" Ihre Stimme war von Zweifel erfüllt. Ich ergriff das Wort: "Ja. Es ist schon zehn Jahre her, aber ich stand ihr sehr nah und ich will mit dir, bezüglich der aktuellen Ereignisse, über sie reden." Sie schaute mich leicht amüsiert an und schüttelte den Kopf. "Es ist sehr interessant was du so willst. Wenn du es möchtest", sie betonte das möchten überdeutlich und sprach weiter, "werde ich mit dir reden. Zieh deine Schuhe aus und komm hoch!" Ich betrat das Haus, gab ihrer Mutter die Hand und grüßte sie höflich, bevor ich meine Schuhe auszog und die Jacke an die Garderobe hing. "Soll ich euch etwas zu trinken und ein wenig Weihnachtsgebäck nach oben bringen?" Das gutgemeinte Angebot wurde von Josephine eiskalt abgeschmettert. "Nein Mutter. Er wird sowieso nicht lange bleiben und bevor du mit deinen harten Plätzen oben bist, ist er schon längst wieder aus dem Haus." Die Mutter verließ den Flur und ich ging die Treppe hinauf. Als ich oben ankam schaute ich mich zu beiden Seiten um. Auf der linken Seite bewegte sich die Freundin zu ihrem Zimmer. Ich folgte ihr und ließ meine Blicke über geschmacklose Bilder schweifen, mit denen die Wände des dunklen Flures gepflastert waren. Ihr Zimmer wirkte auf mich sehr ordentlich, schon fast steril. Alles war in sehr dunkeln Farben gehalten, nur wenige Bilder setzten mit grellen Farben einige Akzente in das eher langweilige Zimmer. Noch stand ich unter dem Türrahmen und betrachtete den quadratischen Raum. Sie setzte sich auf ihr Bett und ich nahm auf dem kleinen Stuhl platz. "Was willst du nun?" Das war ihre erste Frage und ich wunderte mich über sie. Hatte ich es nicht schon erwähnt weshalb ich gekommen war? "Ich bin gekommen", fing ich an, "um mit dir über Swetlana zu reden. Es sind nur wenige Fragen, die ich dir stelle, und dann bin ich auch wieder weg." Sie sagte nichts. "Welche Personen waren ihre engsten Freunde und hatte sie so etwas Ähnliches wie Feinde?" Josephine schaute mir ganz tief in die Augen und antwortete nicht. Nach einigen Sekunden schüttelte sie nur den Kopf. "Du hörst dich an, als wärst du aus einer schlechten Fernsehserie ausgebrochen. Ich möchte das hier nicht in die Länge ziehen und warten bist du die richtigen Fragen stellst. Fakt ist, sie hat in letzter Zeit sehr zurückgezogen gelebt. Nicht einmal ihre Eltern wussten, was sie machte oder ob sie neue Freunde beziehungsweise Feinde hatte. Wir haben einmal in der Woche uns angerufen und uns über alltägliche und unwichtige Dinge unterhalten. Mehr kann ich dir nicht sagen." Das war in der Tat sehr wenig. Ich wollte noch nicht aufgeben, dazu war ich nicht weit genug gekommen. Während ich mir eine neue Frage überlegte, sagt sie zu mir: "Du solltest mal öfter Zeitung lesen", und sie warf mir eine aktuelle Ausgabe des regionalen Abendblattes vor die Füße. Auf der Titelseite sah ich sofort ein Bild von Swetlana. Es war ein Photo von ihren Lebtagen gewesen und sie blickte mit einem ihrer typischen "Sieben Tage Regenwetter Gesichter" auf den Betrachter. Ich überflog den Artikel sehr flüchtig. Dass sie vergiftet wurde, wusste ich schon, nur dass ich einer der Hauptverdächtigen war und generell Personen, welche behaupten alte Freunde von Swetlana zu sein, man besser nicht die Tür öffnete, war mir neu. Jedenfalls erklärte es die Reaktion bei dem Besuch der ersten Adresse. Außerdem musste der Mörder sehr gründlich gearbeitet haben, denn auf der Leiche waren keine Spuren zu finden. Doch diese Informationen halfen mir auch nicht weiter. "Was war das Letzte, was du von deiner Freundin gehört hast?" Josephine guckte mich leicht verärgert an und wollte gerade antworten. Doch aus dem geöffneten Mund kamen keine Worte. Sie schloss ihn und stand vom Bett auf um etwas zu suchen. In ihrer Ordnung gab es nur wenige Verstecke für allerlei Gegenstände und daher unterbrach sie die Suche sehr schnell. "Es war ein Wunschzettel", begann sie. "Es standen zwei eigenartige Wünsche auf ihm geschrieben, ein Buch und etwas aus dem Baumarkt. Nur noch eigenartiger fand ich die kleinen Wegbeschreibungen für jedes Geschenk." Das konnte in der Tat sehr hilfreich sein und etwas Hoffnung keimte in mir. "Wo hast du den Zettel?" Meine Stimme klang wie die eines kleinen Grundschülers, der seine Weihnachtsgeschenke haben wollte. Ihre Mine sah alles andere als vielversprechend aus. Nach einigen Sekunden kamen endlich die Worte über ihre Lippen: "Es tut mir leid, aber ich muss ihn weggeworfen haben." Obwohl ich schon fast damit gerechnet hatte, wirkte die Wahrheit doch noch wie ein Schlag vor den Kopf. "Was!", brach es aus mir heraus. "Es tut mir ja leid, aber was hat es für einen Sinn, einer Toten Weihnachtswünsche zu erfüllen?" Das war eine sehr gute Frage. "Aber", ihre Stimme klang sehr nachdenklich, "du musst unbedingt Paul besuchen. Er könnte vielleicht eine Kopie davon haben, denn er hat ihn immerhin geschrieben." Wer war nun Paul schon wieder, dachte ich bei mir. "Du musst wissen", setzte sie ihre Erzählung fort, "Swetlana hat in letzter Zeit nie etwas geschrieben. Sie gab jedes Mal Paul den Auftrag und er verfasste alles auf seinem Computer. Vielleicht hast du da Glück." Sie schrieb seine Adresse auf ein kleines Stück Papier und gab sie mir. "Vielen Dank. Ich werde dann morgen bei ihm vorbeischauen." Josephine überleget kurz und meinte: "Nein, du kannst auch noch heute vorbei. Ich glaube er freut sich über deinen Besuch." Ich bedankte mich ein weiteres Mal und verließ das Haus.
Draußen schneite es immer noch und aus den kleinen Eiskristallen waren große Flocken geworden. Auf den Wegen türmte sich der Neuschnee bis zu den Waden und das Gehen wurde immer schwerer. Meine Neugierde trieb mich direkt zu der nächsten Adresse. Es gab wieder einen dünnen Lichtstreifen am Horizont, der mich mit Hoffnung erfüllte und von jener beflügelt, folgte ich den Lichtkegeln der Laternen in die tiefe Nacht hinein, um die Wahrheit zu finden. Doch wollte ich die Wahrheit wirklich wissen?
Nun hatte ich alle Typen von Häusern gesehen und das innerhalb von etwa zwei Stunden. Das Gebäude vor mir ähnelte einem armseligen Trümmerhaufen aus Steinen und etwas Putz an den Wänden. Die Fenster waren in einem bemerkenswert guten Zustand und helles Licht strahlte aus ihnen heraus. Ohne noch mehr Zeit zu verlieren ging ich durch eine nicht vorhandene Gartentür und betrat das Grundstück. Langsam stapfte ich durch den hohen Schnee direkt vor die Haustür. Dort angekommen betätigte ich die Klingel. Es passierte nichts. Meine Armbanduhr verriet mir, dass es kurz vor neunzehn Uhr war. Ich klingelte erneut. Endlich waren ganz leise Schritte zu hören, welche immer lauter wurden und bald darauf öffnete sich die Tür. Ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter, stand nun direkt vor mir. Er blickte mich gleichgültig an. "Ich bin ein alter Freund von Swetlana." Ich machte eine kurze Pause die sofort von meinem Gegenüber genutzt wurde. "Ist ja schön. Willst du noch etwas oder kann ich gleich die Tür schließen?" Es war offensichtlich, dass er über meinen Besuch nicht sehr erfreut war. "Ich suche einen Paul", fuhr ich fort. "Der bin ich und da wir das jetzt geklärt hätten, wünsche ich dir noch einen schönen Abend." Die Tür hätte sich geschlossen, wenn nicht mein Fuß dazwischen gewesen wäre. Er blickte mich sehr verärgert an und bevor er noch handgreiflich werden würde, sagte ich ihm schnell: "Josephine hat mich zu Ihnen geschickt." Seine Vorhaben mich mit etwas Nachdruck von der Tür zu entfernen, kam zum Erliegen. "Ich hoffe, du lügst mich nicht an." Seine Stimme klang sehr bedrohlich. Mit schüttelndem Kopf verneinte ich seinen Vorwurf und setzte hinzu: "Ich möchte nur mit ihnen über Swetlana reden." Er öffnete die Tür, so dass ich eintreten konnte. "Zieh deine Schuhe aus und häng dich auf, danach komm einfach hoch in mein Zimmer." Ich befolgte seine Anweisungen und ging die Treppe hinauf. Mir stach die Ordentlichkeit in diesem Haus förmlich ins Auge. Diese Familie schien mehr Wert auf die innere Schönheit zu legen, da dieser Ordnung nun gar nicht zu dem von außen so verfallen Haus passen wollte. Oben angekommen folgte ich Paul in sein Zimmer. Ein kleiner dunkler Raum, deren Einrichtung man als ein großes Chaos zusammenfassen konnte. Was nicht in die Schränke passte lag auf dem Boden und umgekehrt. Dieses Zimmer war der verfallen Außenfassade ebenbürtig. Ich rettete mich auf eine kleine Insel, aus freiem Teppichboden, in Mitten dem Meer der liegen gebliebenen Sachen, um nicht noch etwas mit meinen Füßen kaputt zu machen. Paul machte die Tür zu und blieb vor ihr stehen. Er war an die ein Meter neunzig groß und weder dick noch schlank. Das haselnussbraune Haar kräuselte sich leicht an den Spitzen, ging ihm fast bis zu den Schultern und fiel an den Augen vorbei. Diese versteckten sich hinter einer schwarzen Brille, welche ihn erwachsen und in irgendeiner Weiße nett aussehen ließ. Seine Erscheinung wurde, durch die schwarze Jeans und dem gleichfarbigen T-Shirt, nahezu in seinem Dunklen Zimmer unsichtbar. Er sprach mich an: "Was kann ich für dich tun?" Eigentlich wollte ich nur eine Kopie des Wunschzettels haben, doch warum sollte ich ihn nicht erst einmal ein paar andere Fragen stellen? "Wissen Sie ob Swetlana in letzter Zeit besondere Freunde oder Feinde hatte und wenn ja, wie sind ihre Namen?" Paul überleget erst gar nicht sondern antwortete nur: "Sehe ich aus wie ein Telefonbuch? Ich hatte mit ihr nur sehr wenig zu tun und ihr Freunde oder Feinde interessierten mich nicht." Weitere Fragen würden sicherlich ähnliche Antworten ernten und deswegen kam ich gleich zum Punkt. "Besitzen sie eine Kopie von Swetlanas Wunschzettel?" Paul war sichtlich erstaunt. "Zuerst so eine allgemeines Gequatsche und jetzt das. Josephine muss dir ja einiges erzählt haben. Wenn es dir weiterhilft, ich habe die Textdatei auf meiner Festplatte. Sie muss nur ausgedruckt werden." Na wenigstens war diese Aktion von Erfolg gekrönt. Es dauerte nur wenige Minuten und ich hielt den bizarren Wunschzettel in der Hand. Die beiden Wünsche umfassten ein Schleifgerät und ein Buch. Es war der Laden, inklusive Adresse, in dem man es kaufen konnte vermerkt. Außerdem eine penible Beschreibung, mit der man das Geschenk finden musste. Ich bedankte mich und wollte gerade gehen, als sich langsam die Tür öffnete. Eine ältere Dame kam herein und beobachtet uns mit kleinen Äuglein. Mit einer sehr genervten Stimme fragte Paul sie: "Mutter was willst du?" Damit entfacht er einen ungebremsten Redeschwall der älteren Dame: "Ach du hast ja einen Freund bei dir, ist das nett. Du hättest ja wenigsten dein Zimmer aufräumen können", wandte sich die Dame vorwurfsvoll zu ihrem Sohn. Jener schäumte vor Wut über und sagt mit verbissener Mine zu ihr: "Verdammt das ist mein Zimmer! Jetzt ist aber genug hier. Raus mit dir Mutter und du", er blickte mich mit funkelnden Augen an, "kannst gleich hinterher!" Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür und ich stand mit der Mutter im Flur. "Sie müssen wissen", sprach sie sehr besorgt, "er hat nicht oft Besuch und Freunde kenne..." Aus dem Zimmer hallte ein lauter Schrei des Sohnes: "Jetzt ist aber Schluss mit dem Kaffeekränzchen! Raus mit dir und Mutter, setzt dich wieder nach unten!" Die Mutter schwieg. Mit einer freundlichen Geste verabschiedete ich mich und verließ das Haus. Es fiel kein Schnee mehr, doch es war noch kälter geworden. Mit schnellen Schritten begab ich mich nach Hause, um meine Suche morgen fortzusetzen.
Der Schlaf war unruhig und als ich gegen zehn Uhr aufwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Nach dem Frühstück zog ich mich an und holte die Post aus dem Briefkasten. Ein kleiner, mit dem Computer geschriebener, Zettel kam mir entgegen: "Hör auf zu spionieren! Gez. Der Weihnachtself" Da hatte einer Sinn für schlechten Humor. Ich beachtete die Nachricht nicht weiter und warf sie in den Müll. Als das erledigt war, folgte ich dem kürzesten Weg zum Baumarkt.
Ich war sehr selten in solchen großen Baumärkten gewesen. Es gab eine gigantische Auswahl von Gegenständen, die ich nie brauchte und wenn ich mal etwas Bestimmtes suchte, fand ich es nie. Um keine Zeit zu verlieren fragte ich einen der Mitarbeiter, wo denn die Abteilung für Schleifgeräte zu finden wäre. "Such doch selber", musste wohl als Beantwortung meiner Frage dienen. Mich überraschte die mannigfaltige Interpretation des Satzes: Der Kunde ist König, immer wieder aufs Neue und bevor ich auch noch eine Chance gehabt hätte mich zu beschweren, verschwand der Angestellte im Labyrinth der Meter hohen Regale. Nach einigen Minuten hatte ich, dank der Beschreibung des Wunschzettels, das gesuchte Regal gefunden. Ganz unten waren einige Exemplare der Schleifmaschine übereinander aufgestapelt und nach dem Zettel war es jenes, welches ganz unten lag. Meine Blicke musterten die Umgebung sorgfältig und ich konnte nun sicher gehen, dass mich keiner sah. So schnell es mir möglich war, hob ich den Stapel, bis auf das letzte Exemplar, an und legte sie vor das Regal ab. Danach öffnete ich die Verpackung der untersten Schleifmaschine, holte einen kleinen weißen Zettel heraus und legte den Stapel wieder auf seine alte Position. Mit schnellen Schritten verließ ich den Baumarkt und machte mich auf den Weg zu der Buchhandlung. Unterwegs las ich mir den Zettel durch. Er war lieblos von oben nach unten entzwei gerissen worden, ohne auf Wörter oder Sätze zu achten.
…seinem alten Freund. Ich wünsche mir so…etzt ist er so misstrauisch, dass er mich gar…ur Arbeit und wir gehen zusammen einkaufen…ow abziehen? Eigentlich müsste ich ihn sofort… bessern. In den kommenden Tagen verwöhne ich…Schatz schon wieder zurück auf den Teppich…ten mit jemanden Kontakt aufnehmen kann, hab ich…ile geteilt. Ich hoffe die Verstecke waren nicht zu…
Die Nachricht war nicht sehr aufschlussreich. Nun lagen meine Hoffnungen auf den zweiten Teil. In mir brennte eine innere Feuersbrunst. Ich spürte wie meine Hände vor Aufregung zitterten, als ich den Knopf drückte, damit der Bus an der kommenden Station stehen blieb. Meine Füße trugen mich, in einem ungewöhnlich hohen Schritttempo, in den Buchladen. Dieser schmale Schlauch aus Regalen, welche voll gestopft mit Büchern an den Wänden standen und zwischen denen sich die Kunden wie Armeisen tummelten. Das richtige Regal war sehr schnell gefunden mit einem schnellen Griff, faste ich ins Leere. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen um besser sehen zu können. Doch was ich da sah gefiel mir ganz und gar nicht. Das gesuchte Buch war nicht da. Es war verkauft worden. Mit einem Strudel aus wirren Gedanken in meinem Kopf, schaute ich mich im Geschäft hektisch um. Vielleicht sah der Käufer den Zettel und warf ihn auf den Boden, doch da war nichts. Ich fragte bei den Beschäftigten nach, ob ihnen ein kleiner weißer Zettel aufgefallen war, doch sie nahmen mich nicht ernst. Total niedergeschlagen und der Enttäuschung ganz verfallen, trat ich meinen Heimatweg an.
Es waren drei Tage vergangen und es klingelte in der Mittagszeit an der Tür. Ich hatte meinen Urlaub eher zurückgezogen verbracht und Besuch erwartete ich keinen. Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt. Dieser Rückschlag traf mich so uhrplötzlich wie ein Blitz und zerstörte meine ganze Motivation den Fall lösen zu wollen. Ein kurzer Blick durch den Türspion genügte, um die Person zuerkennen. Es war der Polizeikommissar Lereson. Mit einem starken Widerstreben öffnete ich dir Tür. Doch die nervende Euphorie hielt sich in Grenzen. Er wirkte sehr ernst und gefasst. "Guten Tag", begann ich, "was kann ich für Sie tun?" Er guckte mich mit einem steinernen Gesichtsausdruck an und erwiderte in einer nicht zu ihm passen wollenden Stimme: "Guten Tag. Ich komme mal gleich auf den Punkt. Nun, ich habe einige Fragen und eine sehr dringende Bitte. Erstens, mischen Sie sich nicht in die Polizeiarbeit ein!" Seine Bitte klang mehr nach einer Drohung. "Zweitens, da wir durch die Zeugenbefragung herausgefunden haben, dass Sie herumgeschnüffelt haben, würde ich gerne wissen, ob Sie etwas Wesentliches entdecken konnten." Seine strenge Art verwunderte mich, aber sicherlich war er nur überarbeitet. "Es tut mir leid Herr Lereson", er unterbrach mich. "Es braucht Ihnen nicht leid zu tun ich möchte nur wissen, ob Sie wichtige Informationen für mich haben." Er wurde von Minute zu Minute sonderbarer. "Wie dem auch sei", begann ich erneut, "ich wollte sie nicht bei ihrer Arbeit stören und was meine Erfolge angeht, muss ich sie leider enttäuschen. Meine Ergebnisse sind gleich null." Er schaute mir ganz tief in die Augen. "Stimmt das was Sie sagen?" In seinen Augen lag eine so starke Entschlossenheit. "Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich muss wirklich sicher gehen, dass keine Informationen an die Öffentlichkeit geraten, die es nicht dürfen." Ich hatte jetzt einfach keine Lust ihm alles zu erzählen und was sollte es auch für einen Nutzen haben? Das zweite Stück des Briefes hatte er sowieso nicht. "Machen sie sich keine Sorgen", erwiderte ich. Wie vom Blitz getroffen fing er wieder an zu lächeln. "Na ich will Sie dann nicht mehr stören. Einen schönen Tag noch." Also sonderbarer konnte dieser Mensch nicht mehr für mich werden. "Man sieht sich", warf ich ihm hinterher. Er stockte in seiner Bewegung, drehte sich noch einmal zu mir um und fing wieder an zu lächeln. "Nein", kamen mir seine Worte ganz gelassen entgegen, "ich ziehe um, ins Ausland." Diese Information interessierte mich überhaupt nicht. Bevor er noch mehr sagen konnte, denn ich wollte endlich meine Ruhe haben, verabschiedete ich mich erneut: "Tschüß und viel Glück im neuen Land Herr Kommi…", er unterbrach mich: "Eike ist mein Name. Ich bin nach dieser Schicht sowieso kein Kommissar mehr." Ein weiteres Mal strahlte mir sein Lächeln entgegen und ein weiteres Mal hätte ich viel dafür gegeben, es nicht sehen zu müssen.
Der Heilige Abend. Es war etwas mehr als eine Woche vergangen, als der Polizeikommissar bei mir gewesen war. Eine Woche harte Arbeit unter meinen Kollegen verhalf mir dazu, die schlechte Laune, über das jähe Ende meiner Detektivarbeit, zu verdrängen. Nun stand ich vor dem prächtig überschmückten Weihnachtsbaum meines besten Freundes. Mein Freund war einer der wenigen Personen, die ich hier auf dem Lande kennen gelernt habe. Wir überreichten uns die Geschenke. Meines war in einem grünen Geschenkpapier, sehr ordentlich verpackt. Mit wenigen Handgriffen befreite ich es von seinem Papier. Das Gesicht von mir war zu einem Lächeln heran geschwollen, das sich sofort verflüchtigte, als ich den Titel des Buches sah. Ich kannte ihn. "Wo hast das Buch her?", kam es sofort aus mir heraus geschossen. Mein Freund guckte leicht erstaunt. "Wie? Na aus dem kleinen Buchladen in der Stadt." Ich reagierte nicht. "Was ist denn mit dir los? Gefällt es dir nicht? Wir können es auch umtauschen, wenn du überhaupt nicht zufrieden bist, aber ich..." Meine Gedanken konzentrierten sich nur noch auf das Buch. Ich öffnete es und ein kleiner weißer Zettel kam mir entgegen. Behutsam legte ich das Buch beiseite und nahm aus meinem Portemonnaie den ersten Zettel, um beide auf dem Wohnzimmertisch zusammenzulegen.
Hallo Josi,
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