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Schnee in Afrika

© Mia Bo

In dem afrikanischen Dorf, wo die 10-jährige Juma wohnte, feierten die Menschen Weihnachten anders als in Europa. Die Menschen dort waren sehr arm, so dass sie meist, wenn überhaupt nur selbst gebastelte Sachen oder leeres Verpackungsmaterial verschenken konnten.

Üblicherweise bekam die gesamte Familie Geschenke und nicht der Einzelne. Das heißt man schenkte den Verwandten und Freunden etwas, das alle Familienmitglieder gebrauchen konnten. Denn in Afrika gehört das Teilen zur Tagesordnung. Die Bewohner des Dorfes pflegten jeden Sonntag zur Kirche zu gehen. Und vor Weihnachten hängten sie "Wunschzettel" an ein Brett in der Dorfkirche. Auf diese Wunschzettel schrieb jeder, was er von dem Weihnachtsmann wünschte.

Juma war Analphabetin, bis eines Tages eine Schule im Dorf eröffnet wurde. Da begann sie, das Alphabet und die ersten Wörter, wie Schnee, Uhr usw. zu lernen.

Juma wohnte mit ihren Eltern und Geschwistern in einer Hütte, die mit Stroh und Kuhmist gebaut wurde. Während die anderen Geschwister im Haushalt halfen, durfte sie als einzige zur Schule gehen. Das Leben im Dorf war nicht einfach, nur um Wasser zu holen, musste man mehrere Stunden in der glühenden Hitze laufen. Denn dort ist das Wasser sehr knapp, so dass oft die benachbarten Dorfbewohner um Wasser stritten.

Nicht umsonst schrieb Juma auf ihrem Wunschzettel: "Lieber Weihnachtsmann, bringe uns Schnee nach Afrika." Juma glaubte, wenn der Schnee geschmolzen ist, könnten die Dorfbewohner davon trinken. Sie sagte sich: "Meine Geschwister müssten dann kein Wasser mehr holen und wären in der Lage, zur Schule zu gehen.

Juma war ein verträumtes Mädchen, denn außer Schnee wollte sie noch etwas anderes haben, nämlich eine Uhr. Die Menschen dort besaßen keine Uhr, weil sie immer Zeit hatten - keiner brauchte auf die Uhr zu schauen.

In dem Dorf wohnte ein kinderloses Missionarspaar aus Europa. Der Pastor Hess und seine Ehefrau. Die Familie von Juma stellte jedes Jahr eine wunderschöne Krippe mit Figuren aus Ton oder Holz. Und die Geschenke wurden im Sand vergraben. Denn die Geschenke wurden nicht in Geschenkpapier wie in Europa gewickelt.

Manche bekamen einfach eine leere Dose oder eine Flasche zu Weihnachten. Denn in Afrika musste man die Verpackungen immer wieder verwenden. Wenn man zum Einzelhändler ging, musste man seine Dose für das Mehl oder Zucker und die Flasche um das Öl reinzutun selber mitbringen. Verpackungen waren dort eine Rarität.

Nur Juma bekam etwas, was die Familie noch nicht kannte. Es war das einzige Geschenk im Geschenkpapier. Juma wusste sofort, dass es für sie bestimmt war. Denn es stand auf der Verpackung: "Für Juma"! Als die Großmutter das Geschenk sah, fing sie an zu schreien und meinte, sie müsse heute Abend die Geister beruhigen, denn das Ticken der Uhr hatte Sie noch nie in ihrem Leben gehört. So sagte sie noch: "Juma, dieses Ding bringt Unglück, du darfst es nicht anfassen." Juma hörte nicht auf ihre Großmutter und zog sich die Uhr an. Seit dem Tage hatte Juma die Uhr nicht abgelegt, aus Angst jemand würde sie stehlen. Am nächsten Sonntag, als Juma aus der Kirche kam, sprach Sie der Pastor Hess an. "Hallo Juma, ich sehe das Geschenk gefällt dir!" Juma lächelte den Pastor an und sagte "Ja, sehr!"

Jumas Eltern hatten viele Kinder, aber wenig Geld. So dass es ihnen nichts ausmachte, dass der Pastor und seine Frau sie adoptierten und sie nach Europa nahmen.

Wie die Oma vorausgesagt hatte, hatte Juma zwar die Uhr, aber sie hatte nicht mehr die Zeit und das afrikanische Lebensgefühl. Juma vermisst heute Afrika und schreibt weiterhin Wunschzettel an den Weihnachtsmann: "Lieber Weihnachtsmann bringe die Zeit nach Europa und die Uhr nach Afrika!"

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