Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

Eingereicht am
21. März 2007

Chaos am Heiligen Abend

© Sandy Stein

Leise klopfen die kleinen Schneeflocken ans Fenster. Die Landschaft sieht aus wie mit Zucker bestäubt. Mona sitzt auf ihrem Lieblingsplatz auf der Fensterbank und schaut gedankenverloren dem tanzenden Wirrwarr zu. Auf dem Schoß hat sich ihr Katze Minka zusammengerollt und schnurrt vor sich hin. Mona krault das seidenweiche Fell. Sie hat es sich mit einer dampfenden Tasse Tee gemütlich gemacht und schüttelt traurig den Kopf.

Was für tolle Weihnachten, denkt sie, mal wieder alleine gelassen und überhaupt nicht in Stimmung. Ihr Freund Mike muss, wie so oft, wieder mal arbeiten. Das er aber auch immer zu den Ja-Sagern gehören muss. Mona schaut ins Zimmer auf den wunderschönen Weihnachtsbaum. Sie hat sich dieses Jahr besonders Mühe gegeben ihn herzurichten. Er funkelt in mattem Gold mit blauen Kugeln, in denen sich das Licht spiegelt, das die Kerzen auf dem Tisch wiedergeben. An der Wand hinterm Baum leuchtet das Blau, als hätte die ansonsten weiße Wand Flecken. Überall sind kleine goldene Sterne verteilt, die lustig hin und her wippen. Doch Mona seufzt nur. Sie hat keinen Blick für das Schöne dort in der Ecke. Sie erhebt sich müde, um die letzten Geschenke noch unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Na ja, überlegt sie, dann begehen wir den Heiligen Abend eben morgen. Weihnachten geht bekanntlich 3 Tage und die Italiener feiern auch erst am nächsten Tag. Etwas getröstet geht sie in die Küche, um sich noch eine Tasse Tee zu gönnen. Sie wirft noch einen Blick in den Kühlschrank, um sich zu vergewissern, ob sie auch nichts vergessen hat einzukaufen. Aber es ist alles da. Sie hätte ohnehin keine Zeit mehr, da die Geschäfte in einer halben Stunde schließen würden.

Plötzlich ertönt ein lautes Scheppern und Poltern. Erschrocken eilt sie ins Wohnzimmer und bleibt mit offenem Mund stehen. Da sitzt doch Minka in mitten einem Chaos aus Kugeln, Engeln und Lametta neben dem umgestürzten Baum und blinzelt erbost. Ein goldener Büschel Lametta über dem rechten Ohr, versucht sie, mit der kleinen Tatze den Störenfried zu beseitigen. Minka gebärdet sich immer wilder, weil es ihr nicht so ganz gelingen will. Schnell springt Mona herbei, um der armen Katze zu helfen. Doch Minka denkt nicht daran und spurtet los. So jagt sie quer durch das Zimmer der Katze hinterher, die verängstigt das Weite sucht, um sich zu verstecken. Schließlich gelingt ihr die Flucht unter die Couch. Mona versucht, das Tier mit Lockrufen dazu zu bewegen hervorzukommen, doch scheitert kläglich, da sich Minka beleidigt in die hinterste Ecke verkrochen hat und sie keines Blickes würdigt.

In all dem Chaos ist es ihr nicht aufgefallen, dass die Eingangstür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Erst als jemand in schallendes Gelächter ausbricht, bemerkt sie, dass Mike im Türrahmen steht und sich den Bauch vor Lachen hält. Erst funkelt sie ihn böse an, doch dann muss selbst sie kichern, als sie das Durcheinander betrachtet.

Mike kommt ins Zimmer um ihr aufzuhelfen. Mona wischt sich die Lachtränen vom Gesicht und beginnt das Chaos zu beseitigen, während Mike den Baum wieder aufstellt. Sieht sehr mitgenommen aus, der Arme. Nach halber Stunde gemeinsamer Arbeit kann man ihn durchaus wieder als Weihnachtsbaum bezeichnet. Nur die blauen Kugeln sind zur Hälfte geschrumpft, und ein paar goldene Sterne sind kaputt gegangen.

Erst jetzt kommt Mona darauf, dass Mike da ist und fragt ihn danach. Er nimmt sie liebevoll in den Arm, streichelt ihr über den Rücken und meint: "Das ist mein Geschenk für dich!"

Mona schmiegt sich noch enger an ihn und ist überglücklich.

Selbst Katze Minka scheint sich beruhigt zu haben und streckt vorsichtig den Kopf unter der Couch hervor.

"Da ist ja der Übeltäter", flüstert Mona ihrem Mike ins Ohr, bückt sich und packt die Katze unterm Bauch, bevor sie es sich anders überlegen kann, und zupft ihr das Lametta vom Ohr. Beruhigend streichelt sie das Tier und da schaut Minka sie an, als könnte sie sich gar nicht erklären, was die Aufregung zu bedeuten hätte. Beide müssen über so viel Dreistigkeit lachen und setzten Minka aufs Fensterbrett, wo diese sich sogleich zusammen rollt und gähnt.

So ist der Heilige Abend doch noch gerettet, und kann gebührend gefeiert werden!

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