Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten

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Eingereicht am
25. März 2007

Weihnachtsschnickschnack

© Hanna G.

Ich gebe es zu, ich bin ein "Morgenmuffel". Ich bekomme meine Augen am Morgen einfach nicht auf, besonders im Winter, wenn es noch dunkel ist und man erst das Licht anmachen muss, um überhaupt etwas zu sehen.

Aber was ist heute nur los? Ich bin wie gerädert und meine Füße fühlen sich an, als wären sie mit Blei gefüllt. Oh mein Gott, ich werde doch nicht etwa krank? Gerade heute kann ich es mir nicht leisten krank zu werden.

Wieso?

Heute ist der 24. Dezember - der Heilige Abend.

Alles klar?

Ich sollte aufstehen, aber die Erlebnisse der letzten vier Wochen halten mich lähmend im Bett fest.

Die letzten vier Wochen war ich beschäftigt mit den ganzen Weihnachtsvorbereitungen, dem "Weihnachtsschnickschnack", wie mein Mann immer sagt.

Das fängt an mit dem Anbringen der Lichterketten vorm Haus, das Aufhängen des Weihnachtsschmuckes im Haus, dem Backen der Weihnachtskekse und nicht zu vergessen, den vielen Geschenken, die zu besorgen waren, und nicht zuletzt den Überlegungen, wem kaufe ich was? Hoffentlich gefällt das mit Liebe ausgesuchte und gekaufte Geschenk dann auch.

Da hat es unsere Tochter uns schon sehr einfach gemacht. Von ihr haben wir eine laaange Wunschliste bekommen. Angefangen von einem Computer, einem Handy, einem I-Pod, ein ... Na ja, Gott sei Dank wurden die Wünsche auf ihrer Liste immer kleiner und erschwinglicher. Da war dann nur noch die Frage, wo bekomme ich das Geschenk, welche Farbe soll es haben, welche Größe nehme ich und was kostet dieser ganze "Weihnachtsschnickschnack".

Nach einer mehr oder weniger langen Beratung mit meinem Mann, haben wir entschieden, ihr die Armbanduhr zu schenken. Dank der beigefügten, genauen Beschreibung auf der Wunschliste dürfte es nicht allzu schwer sein, die Uhr zu finden, einzupacken und unter den Christbaum zu legen. Na ja, auch den schwarzen Pulli, den sie sich schon lange wünscht, sollte sie bekommen.

Da mein Mann ein beruflich gestresster Mann ist, lag es an mir die Geschenke zu besorgen.

Wir wohnen in einer wirklich kleinen Stadt. Aber beim Versuch die Uhr zu kaufen, wurde mir schlagartig klar, dass ich mich nicht in einer Einkaufstraße befand. Nein - ich war offensichtlich auf einen Rugbyfeld. Da hieß es ausweichen, springen, drehen und wenn man die Ellbögen einsetzte, war es nicht zum Nachteil.

Es war nicht nur der Kampf ums Überleben, nein nun gesellte sich auch noch Panik dazu, ja Panik. Ich war nämlich schon in Hunderten von Schmuckgeschäften. Ohne Erfolg! Es wurde mir jedes Mal erklärt: "Ja, diese Uhr ist zurzeit der Renner. Die ist einfach cool und bei den Teenys total angesagt. Aber leider haben wir zurzeit keine mehr, aber im Jänner bekommen wir wieder welche."

Du meine Güte - im Jänner!

Oh Gott, das ist eindeutig zu spät.

Das fängt ja gut an!

Ich musste ja nicht nur die Geschenke für unsere Tochter besorgen, nein es waren da ja noch mein Mann, meine Eltern, meine Schwiegereltern, meine Geschwister, die Geschwister meines Mannes, unsere ganzen Nichten und Neffen und nicht zu vergessen, wir haben ja auch noch unsere Freunde. Denen will man ja auch etwas schenken, wenn auch nur eine Kleinigkeit aber auch Kleinigkeiten müssen besorgt werden. Das ist aber noch längst nicht alles!

Da ist ja auch noch der Haushalt und die ganzen alltäglichen Sachen die zu erledigen sind und und und ...

Du meine Güte, ich sollte schon längst aufstehen aber ich habe einfach nicht die Kraft dazu. Meine Beine sind nicht nur wie Blei, jetzt schlägt auch noch mein Herz wie wild.

Ist ja super, jetzt fang ich auch noch an zu schwitzen.

Das wird doch nicht etwa ein, nein ich will es gar nicht aussprechen.

Nein, nein für einen Herzinfarkt habe ich heute wirklich keine Zeit!

Ja bin ich denn ganz blöd?

Was rege ich mich denn so auf. Ich habe ja alles geschafft, ich habe für jeden ein Geschenk gekauft und sogar die gesuchte Uhr habe ich gefunden und gleich gekauft. Und wenn ich jetzt so nachdenke, find ich es super wie ich das alles geschafft habe.

Außerdem sind mein Mann und unsere Tochter ja heute zu Hause, sie können mir den ganzen Tag helfen.

Jetzt nur nicht in Panik geraten. Die beiden helfen mir und dann ist das alles kein Problem mehr.

Ja, jetzt geht's mir schon wieder besser ich habe ja alles geschafft.

Moment - noch ist gar nichts geschafft. Heute am Weihnachtstag ist noch so vieles zu erledigen.

Der Christbaum ist zu schmücken und fürs Essen muss ich auch noch einkaufen fahren und bei meinem Glück hat es sicherlich wieder geschneit.

Und wenn es bei uns schneit, dann sind das nicht nur ein paar Zentimeter. Nein, wenn es bei uns schneit, dann ist es mindestens ein halber Meter.

Ist ja toll, jetzt fange ich schon wieder zu schwitzen an.

Was ist denn heute nur mit mir los?

Ich sollte mir ein Beispiel an meinem Mann nehmen.

Er schläft so friedlich neben mir und ich bin mir ganz sicher meine Tochter schläft auch noch tief und fest.

Ich könnte schon etwas Hilfe gebrauchen, aber wenn sie doch so tief und fest schlafen.

Wenn ich doch nur, wie ein Floh aus dem Bett hüpfen könnte, aber meine Beine....

Ach was, ich würde auch lieber tief und fest schlafen aber die Arbeit erledigt sich nicht von selbst. Na ist ja super, jetzt werde ich auch noch wütend und das am 24. Dezember.

Ich habe eine Idee. Ich mache eine Liste, ja - eine Liste, eine "Weihnachtsschnickschnackliste" für meinen Mann und meine Tochter, damit sie mich tatkräftig unterstützen und sehen, dass sich das Weihnachtsfest nicht von alleine organisiert.

So eine Liste habe ich noch nie gemacht, aber so schwer kann's nicht sein.

Als erstes schaue ich einmal ob es geschneit hat, oh mein Gott mindestens 30 Zentimeter.

Da stehe ich nun am Fenster und frage mich wie ich nur so schnell aus dem Bett gekommen bin.

Das kann nur der Gedanke an die List und die damit verbundene Hilfe meiner Lieben gewesen sein.

Am besten hole ich Papier und Bleistift und fange damit an.

"Die Weihnachtsschnickschnackliste"
von Mama

Punkt e i n s .
Schneeschaufeln (es hat geschneit und ich komme mit den Auto nicht aus der Garage)
Punkt z w e i .
Christbaum schmücken (Lametta gehört einzeln auf die Zweige)
Punkt d r e i .
Krippe aufstellen (Krippe ist im Keller und da komme ich gleich zu Punkt vier)
Punkt v i e r .
Keller aufräumen (da ihr sonst die Krippe nicht findet)
Punkt f ü n f .
Staubwischen und Staubsaugen
Punkt s e c h s .
Zu Mittag kochen (es kann auch was Leckeres sein)
Punkt s i e b e n .
Mamas Weihnachtsgeschenk verpacken (das ist überhaupt der wichtigste Punkt auf der Liste)
Punkt a c h t .
Punkt acht ist eigentlich kein Punkt acht, ich bin nur so schön in Fahrt gekommen um euch für ein paar Arbeiten einzuteilen.

Wie ich euch kenne, werdet ihr euch jetzt sicherlich fragen, "was ist das für eine "Weihnachtsschnickschnackliste"? Was sind das für Arbeiten? Wieso sollen wir ... und warum?

Es ist ganz einfach.

Es kann nur ein schöner 24. Dezember werden, wenn wir zusammen (nicht nur die Mama allein) die Arbeiten im Haus erledigen. Nur wenn wir uns gegenseitig helfen, wird es ein schönes Weihnachtsfest und dazu braucht es eben die

"Weihnachtsschnickschnackliste,
mit den ganzen "Schnick" und "Schnack" und den ganzen Kleinigkeiten
damit es für uns ein schönes Weihnachtsfest wird"

Jetzt sind gerade mal 15 Minuten vergangen und die Liste ist schon fertig. Wenn doch nur alles so schnell gehen würde.

Aber ich glaube, das müssten sie schaffen.

Ich gebe zu "Keller aufräumen" macht man nicht gerade am 24. Dezember.

Aber ich hasse es, wenn ich im Keller aufräumen muss.

Vielleicht fällt es ihnen im Eifer des Gefechts nicht auf. Mir würden da schon noch ein paar Arbeiten einfallen, die ich noch auf die Liste nehmen könnte, weil ich sie nicht gerne mache, aber ich denke das würden sie dann doch durchschauen.

Acht Uhr!

Jetzt wird es aber Zeit, dass ich sie wecke.

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