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Ein Platz für Bob© Andrea ErnstAlles war bereit. In wenigen Stunden würde es Bescherung geben. Die Eltern hatten den Weihnachtsbaum geschmückt und waren mit den Kindern in die Kirche gegangen. Scheinbar alles bereit. Es gab noch ein Problem. Bob, der kleine Weihnachtsmann, mit Sack und Rute, hatte noch keinen Platz auf dem Christbaum erhalten. Der alte Holzanhänger, der vor Jahren eines seiner Beinchen bei einem Sturz vom Baum verloren hatte und einmal einer Kerze gefährlich nahe gekommen war. Die Erwachsenen hatten ihn wohl in der Schachtel vergessen, oder ihn absichtlich nicht rausgeholt? Nein, das durfte nicht sein. Man konnte keine Weihnachten ohne den alten Bobby verbringen. Die Kinder hatten sich doch immer so über ihn gefreut, wenn sie ihn an einem der grünen Zweige entdeckten. Mühsam kroch er aus der Kiste, hüpfte zum Baum und zog sich an einem Faden Lametta auf einen Ast der Tanne hinauf. Aber wenn Bob nun geglaubt hätte, dass das schlimmste überstanden sei, hätte er sich gewaltig getäuscht. Denn nun hatte er erst ein richtig schweres Problem: Einen Platz auf dem Baum zu finden. Bob konnte sich auf einen freien Zweig ziehen und wollte es sich dort gemütlich machen, als ihn jemand von einem entfernten Ast ansprach. Es war ein riesiger Strohstern, der aus perfekt geordneten Strohhalmen kreiert und mit Goldspray besprüht war: "Du da, altes Hinkebein. Verschwinde von hier. Deinen Anblick kann ich nicht ertragen", meinte er hochnäsig, wobei er sich streckte, so dass er noch viel größer wirkte. Traurig machte sich der kleine Weihnachtsmann wieder auf die Suche. Hangelte sich von Ast zu Ast, bis er neben einem Watteengel landete. Zögernd wollte er sich an die Astspitze setzen, aber der Engel überzeugte ihn schnell von seinem Vorhaben abzulassen, indem er ihn mit einem herablassenden Blick würdigte. Als Bob weiterging, rief der Engel ihm noch hinterher: "Zum Abfalleimer geht es abwärts." Jetzt stolperte der arme Kerl nur noch mit Mühe über die Tannennadeln. Kleine, silberne Tränen benässten die feinen roten Backen auf seinem Weihnachtsmanngesicht. Der traurige, kleine Mann mit nur einem Bein suchte den ganzen Weihnachtsbaum ab, um irgendwo einen Platz für sich zu finden. Aber überall, wo er sich hinsetzen wollte, schrien ihm wütende und verächtliche Stimmen entgegen. Er, der alte kaputte Weihnachtsmann, habe nichts auf einem so perfekten Weihnachtsbaum zu suchen. Keiner wollte ihm einen Platz gewähren, nicht die Kerze, nicht die Christbaumkugel, die so wunderbar schimmerte, nicht der Engel mit Pferdchen, auch nicht der Schlittenfahrer. Alle verstießen ihn. Kraftlos und verzweifelt rutschte er vom Baum und begab sich zur Krippe, obwohl er sich sicher war, dass er auch dort keinen Platz finden würde. Als er schlürfend vor Marie und Josef Halt machte und nach einem Platz fragte, antwortete ihm die Mutter Gottes: "Komm und preise den Herrn, der uns heute seinen Retter, Jesus Christus, gesandt hat." Die Familie kehrte aus der Kirche zurück. Jetzt war die Zeit der Bescherung gekommen. Mit dem Klingeln der Glocke dürften die Kinder das Wohnzimmer betreten und sie stürzten sich freudestrahlend auf die Geschenke. Während die Eltern den Kindern beim Auspacken zuschauten, fiel ihr Blick auf die Krippe und sie mussten schmunzeln. Unter den Hirten und den Königen aus dem Abendland kniete der Weihnachtsmann mit nur einem Bein und lächelte glücklich. Unser Buchtipp: Weihnachtsgeschichten unserer Autoren
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