Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Der Weihnachtsengel

© Doreen Hauswald

Draußen ist es eisig kalt und an den Tannen hängen dicke Eiszapfen. An einer Waldlichtung steht einsam und tief verschneit ein kleines Häuschen. Feine Rauchschwaden steigen in den Himmel und drinnen ist es gemütlich warm. Ein dicker Schneemann mit einer Mohrrübennase und einem Kochtopf als Hut steht davor. Heute Morgen erst hatte ihn die kleine Lina mit ihrem Papa gebaut. Die Mama kochte in der Zwischenzeit eine dicke Kohlrübensuppe. Die Familie war schon immer arm, doch reichte es stets für das Nötigste. Die kleine Lina ahnte von den schweren Sorgen der Eltern nichts. Dieses Jahr jedoch war wie verhext. Erst kam im Frühjahr der Frost zurück, als sie ihr kleines Feld schon bestellt hatten und die Obstbäume in voller Pracht blühten. Fast alles verfror. Die Ernte fiel somit mager aus. Der Sommer war dann sehr regenreich und ihr bisschen Korn auf den Feldern verschimmelte fast restlos. Zu guter Letzt folgten stürmische Herbsttage und der Winter brach frühzeitig an. "Was soll nur werden? Wie werden wir den Winter überstehen?", fragte Dörthe immer wieder. Ratlos schüttelte Andreas den Kopf.

Jede Woche zogen sie mit ihren Handwagen, der voll beladen war mit getöpferten Krügen und handgeschnitzte Puppen und Spielzeug, in die Stadt auf den Wochenmarkt. Doch viel verkaufen konnten sie jedes Mal nicht. Überall war das Geld knapp.

Über Nacht hatte es nun wieder geschneit und morgen war Markttag. Der Weg war weit und beschwerlich. Andreas muss diesmal schon einen Tag früher aufbrechen, damit er pünktlich dort ankommt und noch einen guten Standplatz erhält. Er schnallt sich also seinen Rucksack auf den Rücken. Diesmal hat er eine Menge selbst geschnitztes Spielzeug, Weihnachtssterne und Kerzenständer dabei. Das hofft er zu einem großen Teil zu verkaufen. Schließlich ist in fünf Tagen Weihnachten. Oje, wenn er daran denkt. Erst gestern hat er mit seiner Frau abends zusammen gesessen und überlegt was sie ihrer kleinen Lina schenken können. "Sie wünscht sich doch so sehr eine richtige Puppe mit ganz langen Haaren", schluchzte Dörthe in ihr Taschentuch. Lina wurde im Sommer sechs Jahre und schon zu ihrem Geburtstag war es ihr größter Wunsch. Durch ihre Geldsorgen konnten sie ihn ihr jedoch nicht erfüllen. Bis Weihnachten aber wollten sie es schaffen, das Geld zusammen zu sparen, dachten sie. Doch das Geld reichte wieder nicht. Lina war ein bescheidenes Kind und stellte keine Ansprüche, sie würde es sicher verstehen. Doch den Eltern brach es das Herz. Sie wollten so gern wieder ihre strahlenden Augen sehen.

Der Vater macht sich nun nach dem Mittagessen auf den Weg in die Stadt. Die Mutter beendet ihre Hausarbeit und bemalt noch einen Tonkrug. Am Abend kuschelt sie sich zu ihrer Tochter Bett. Lina holt das alte Märchenbuch und gemütlich bei Kerzenschein liest ihre Mama daraus vor. So vergeht die Zeit wie im Flug. Bald ist Lina eingeschlafen und Dörthe streicht ihrer Tochter liebevoll über das weiche Haar. Dann löscht sie die Kerze und geht in den Wohnraum zurück. Im Schrank liegt eine geschnitzte Puppe. Vorsorglich hatte sie sie am Abend zuvor dort versteckt. Dörthe holt ihre Malsachen, und die Puppe erhält ein süßes Gesicht. In der alten Truhe findet sie Stoffreste. Daraus näht sie emsig ein Puppenkleidchen. Schnell geht ihr die Arbeit von der Hand. Nur woher soll sie die langen Haare für das Püppchen nehmen? Gedankenvoll streicht sie mit den Fingern durch ihr langes gewelltes Haar. Nachdenklich hält sie in ihrer Bewegung inne. Dann steht sie auf, nimmt eine Schere und geht zum Spiegel. Einen kurzen Moment zögert sie und dann schneidet sie ihre Haare einfach ein Stück ab. Warum ist sie da nicht schon viel früher drauf gekommen? Glücklich und mit einem Lächeln klebt sie die Haare am Puppenköpfchen fest. Schnell flechtet sie ihr noch ein paar Zöpfe und fertig ist das Weihnachtsgeschenk. "Richtig entzückend siehst du aus, kleine Puppe Emmi. Du wirst Lina bestimmt gefallen." Als sie fertig ist, legt sie die Puppe vorsichtig zurück in den Schrank. Sie löscht das Licht und legt sich zu Lina ins Bett. Tief und traumlos schläft sie bis die Sonne aufgeht.

Wie gewohnt verrichtet Dörthe am nächsten Morgen ihre Hausarbeit, spielt ein wenig mit Lina und dekoriert Holzspielzeug und Weihnachtsschmuck. Ihr kleines Häuschen schmückt sie mit Linas Hilfe festlich. Nur der Weihnachtsbaum fehlt noch. Den wollen sie alle am Nachmittag vor Heiligabend aus dem Wald holen und gemeinsam schmücken.

Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages kommt der Vater nach Hause. Von weiten können sie ihn schon erkennen. Die schwere Last auf seinen Schultern lässt nichts Gutes ahnen. Hat er schon wieder nichts verkaufen können? Dörthe und Lina gehen ihm entgegen. Deutlich können die zwei sehen, wie erschöpft er von dem anstrengenden langen Marsch ist. Völlig durchgefroren lässt er sich in der Küche auf einen Stuhl fallen. Schnell stellt Dörthe Teewasser auf und Lina holt ihrem Papa trockene warme Socken. Mit großen Schlucken trinkt Andreas den warmen Kräutertee. Anschließend nimmt Andreas seine kleine Familie fest in den Arm. Tränen laufen über seine Wangen. Tränen der Erschöpfung, der Sorge und Angst. Endlich spricht er. "Es tut mir so leid. Ich habe nicht viel verkaufen können. Viele Leute sind stehen geblieben und haben unsere Sachen bewundert. Doch niemand hat Geld, um etwas zu kaufen. Das Jahr war einfach zu schlecht. Von dem wenigen Geld, das ich verdient habe, habe ich das Nötigste mitgebracht, Zucker, Mehl, eine Schweinekeule und dieses dürre Huhn. Mehr kann ich euch nicht bieten. Hoffen wir, dass ich nächste Woche mehr verkaufe. Vier Tage vor dem Weihnachtsfest ist noch mal Markt. Bis dahin müssen wir auskommen."

Am nächsten Tag zog köstlicher Duft nach frischgebackenen Broten durch das kleine Häuschen. Aus den restlichen Eiern, Mehl und Zucker backen Mutter und Tochter die ersten Weihnachtsplätzchen dieses Jahr. Lecker duftet es in allen Räumen und Kerzenschein lässt Adventsstimmung aufkommen. Abends sitzen alle am warmen Ofen und singen "Oh du fröhliche". Für kurze Zeit vergisst die kleine Familie ihre großen Sorgen.

Die nächsten Tage vergehen wie gewohnt. Andreas schnitzt Weihnachtsfiguren, Dörthe malt sie an und Lina trällert lustig Weihnachtsliedchen und malt einen großen Wunschzettel. Abends sitzen sie dann gemütlich bei Kerzenschein, knabbern Kekse und lesen Märchen.

Dann ist wieder Markttag und der Vater zieht schwer bepackt los. Auch dieses Mal hat er nicht sehr viel Erfolg. Ein Mann, gekleidet in edlen Stoffen, bleibt an seinen Stand stehen. Intensiv betrachtet er die Schnitzereien. Immer wieder besieht der Fremde die Stücke von allen Seiten und macht einen sehr nachdenklichen Eindruck. Mit zusammengepressten Lippen nickt er ab und zu und stellt dann das Stück zurück auf seinen Platz. Endlich kauft er doch noch einen geschnitzten Weihnachtsstern und erkundigt sich, aus welchem Wald er das Holz hat. Anschließend ist er im lustigen Markttreiben verschwunden. Müde und erschöpft kommt Andreas wieder zu Hause an und der merkwürdige Fremde ist vergessen.

Dann ist es so weit. Der Tag, auf den Lina so sehnsüchtig gewartet hat, ist da. Heute nun endlich gehen sie in den Wald, um ihren Weihnachtsbaum zu holen. Ihre Wangen färben sich rosig, als es schließlich losgeht. In ihrer kleinen Schürze finden noch ein paar Kekse, für die Tiere im Wald, Platz, damit sie auch eine Überraschung zu Weihnachten haben. Munter stapfen die drei nun durch den tiefen Schnee. Der Frost kneift sie ganz schön in die Wangen. Der Vater hat die Axt geschultert und zieht den Schlitten mit Lina. "Wer den schönsten Weihnachtsbaum findet, bekommt die erste heiße Schokolade zu Hause", ruft die Mutter. Nun beginnt eifrig das Suchen und dann schreit eine hohe Kinderstimme: "Hierher, ich habe unseren Weihnachtsbaum gefunden!" Eilig stapfen die Eltern in die Richtung aus der der Ruf kam. "Oh, der ist aber schön", staunen sie und müssen sich mühsam das Lachen verkneifen. Lina steht neben einer kleinen Tanne und ihre Augen strahlen. Dörthe findet als erste ihre Sprache wieder: "Na, da hast du dir aber wirklich die heiße Schokolade verdient." Ungläubig schaut Andreas zu Dörthe. Diese schüttelt fast unmerklich den Kopf und meint: "Ja, mein Lieber, den Baum möchten wir haben." Stolz steht Lina neben ihren Weihnachtsbaum. Verwundert fängt Andreas an, den Baum zu fällen. Lina kullert übermütig durch den tiefen Schnee und verteilt ihre Kekse. "Wie soll ich den nur aufgestellt bekommen", flüstert Andreas leise zu seiner Frau, "Wieso diesen hässlichen Baum? Hast du dir den Baum mal genau angesehen? Er hat doch kaum Äste und ist ganz krumm gewachsen. Hier stehen so viele schöne kleine Tannen." "Pst, nicht so laut, Andreas. Hast du nicht ihre Augen gesehen, wie sie gestrahlt haben. Es ist doch Weihnachten. Der Baum hat Lina doch so gut gefallen. Sie ist so stolz, dass wir ihre ausgesuchte Weihnachtstanne mit nach Hause nehmen und schmücken wollen. Tun wir ihr den Gefallen. Wir haben doch sonst nicht viel." Liebevoll nimmt Andreas seine Frau in den Arm und gibt ihr einen Kuss. "Hey hier wird gekuschelt und das ohne mich?" und schon schmiegen sich kleine Kinderarme um die beiden. Gemeinsam legen sie den Baum auf den Schlitten und ziehen munter nach Hause. Zu Hause stellt der Vater ihn gleich auf. Stolz betrachtet Lina ihren Weihnachtsbaum. Dörthe holt den Weihnachtsschmuck und schon beginnt Lina ihn eifrig zu schmücken. Emsig wandert die kleine Zunge zwischen den Lippen hin und her. "Wie soll ich ihn nur schmücken, dass wir nicht jedes Mal anfangen zu lachen, wenn wir ihn sehen.", zischt Dörthe leise durch die Zähne. Schmunzelnd meint Andreas: "Das ist schon ein armer Baum, doch wenn er Lina so sehr gefällt, dann muss schon etwas Besonderes an ihm sein. Schau nur, mit welcher Freude sie ihren Weihnachtsbaum schmückt." Liebevoll und vorsichtig nimmt sie jedes Stück aus der Weihnachtskiste und hängt sie an einen Ast. Dann ruft sie: "Fertig!" und klatscht voller Freude in die Hände und tanzt um den Baum. Dörthe muss nur noch schnell das Lametta anbringen. Danach entzünden sie die Kerzen. Hell erstrahlt der Weihnachtsbaum den Raum und es duftet nach frischem Harz. Andächtig stehen die drei unter ihrer Weihnachtstanne. "Oh, das Wichtigste haben wir ja noch vergessen", meint da die Mutter. Alle schauen sich noch einmal den Baum genau an und dann fällt es Lina auch auf. "Ja, Mami der Weihnachtsstern oben auf der Spitze fehlt noch." Schnell holt Andreas einen Stuhl und bringt ihn oben an. Durch den schönen Weihnachtsschmuck und den hellen Kerzen übersehen sie, wie krumm er eigentlich gewachsen ist.

Die ganze Nacht kann Lina nicht schlafen. Zu aufgeregt ist sie. Ob der Weihnachtsmann wohl diesmal die heiß ersehnte Puppe mit den langen Harren bringt? Ganz früh am Morgen, es ist noch dunkel, klettert sie schließlich zu Mama und Papa unter die Bettdecke und schläft doch noch ein. Leise schleicht Mama, als es hell geworden ist aus dem Schlafzimmer und beginnt mit dem Weihnachtsbraten. Der Duft klettert den beiden Schlafmützen in die Nase und schon kurz darauf stehen sie voll angezogen in der Küche. Nach dem Essen machen sie einen langen Spaziergang und zum Kaffe gibt es dann leckeren Apfelkuchen. Danach schickt Dörthe die beiden raus an die frische Luft. Für Lina ist es das Beste, denn wenn sie aufgeregt ist, flattert sie umher wie ein aufgescheuchtes Hühnchen und plappert munter in einem fort. In der Zwischenzeit bereitet sie im Haus alles vor. Liebevoll verteilt sie die Weihnachtsgeschenke unter dem Baum und zündet die Lichter an.

Dann endlich ist es so weit und die Bescherung kann beginnen. Wie kleine Schneemänner sehen Lina und Andreas aus. Ausgelassen haben sie eine Schneeballschlacht gemacht und bringen sogar einen kleinen Schneeball für Dörthe mit. Lachend klopft sie sich den kalten Schnee von den Armen und führt sie ins Wohnzimmer. Aufgeregt stürzt sich Lina auf ihr Weihnachtsgeschenk und reißt das Papier mit einem lauten "Ratsch" auf. Mit großen Augen und weit ausgestreckten Händen hält sie ihr Geschenk. Dann drückt sie die Puppe an sich und dicke Tränen, der Freude kullern ihr die Wange herab. Zärtlich streichelt sie immer wieder über das lange Haar. "Danke, lieber Weihnachtsmann, danke!", flüstert sie immer wieder. Dann stürmt sie mit samt der Puppe zu ihren Eltern. Die zwei stehen nur da und haben die Szene mit Tränen in den Augen verfolgt. Zärtlich drückte Andreas die Hand seiner Frau. Dann überreicht er ihr sein kleines Geschenk: "Frohe Weihnachten, mein Engel!" Als sie es ausgewickelt hat, hält sie eine kleine Brosche in der Hand, in Form eines kleinen Engels und Andreas wickelt dicke wollene Socken und einen warmen Schal aus. Den ganzen Abend hat Lina nur noch Augen für ihre Puppe, die sie Emmi genannt hat. Weihnachtslieder hallen durch das kleine Haus.

"Schön war der Tag heute und wie Lina sich gefreut hat. Könnte es nicht immer so sein?" Schweigend nimmt Andreas seine Dörthe in den Arm und streichelt sie liebevoll. Lina kämmt ganz versonnen die langen Haare ihrer Puppe. So sitzen sie eine kleine Ewigkeit. Plötzlich erstrahlt der ganze Raum in helles Licht. Geblendet halten sie sich die Hand vor die Augen. Vor ihnen steht eine große goldene Erscheinung mit goldenen Flügeln und einem goldenen Stab in der Hand. Mit einer unendlich sanften Stimme spricht sie: "Frohe Weihnachten, liebe Dörthe, lieber Andreas und klein Lina. Ich bin euer Weihnachtsengel und möchte euch verkünden, dass die Zeit der Not nun vorbei sein wird. Ihr werdet glücklich und in Wohlstand leben. Jedoch bleibt so wie ihr seid, bescheiden und liebenswürdig. Sollte euch Habgier überfallen, werdet ihr in euer jetziges Leben zurückkehren und es wird euch noch schlechter ergehen. Ich wünsche euch alles Glücke dieser Welt und darüber hinaus." Dann waren sie wieder allein. Die drei sind sprachlos und starren mit großen Augen auf den Fleck wo eben noch das goldene Licht erstrahlte. Schweigend stehen sie auf und gehen ins Bett. Lina schläft mit ihrer Puppe, Emmi, im Arm zufrieden und glücklich im Bett ihrer Eltern ein. Auch am nächsten Tag redet keiner von ihnen über die Erscheinung. Die anderen Weihnachtstage verbringen sie genauso schön im Glanz des Weihnachtsbaumes und mit Singen von stimmungsvollen Weihnachtsliedern. Den Weihnachtsengel, der ihnen erschienen ist, schnitzte Andreas als Holzfigur detailgetreu nach. Dörthe malte sie an, so wie sie sie erlebt hatte, doch keiner verliert ein Wort über sie.

Nach Silvester zieht Andreas wieder zum Markt. Versehentlich rutschte der geschnitzte Weihnachtsengel in den Rucksack. Als Andreas seine Ware auf dem Marktplatz anbietet, sieht er ihn und lässt er ihn jedoch im Rucksack. Dieser steht neben ihm auf der Erde. Dadurch, dass er ihn nicht geschlossen hatte, liegt der Weihnachtsengel oben und man konnte ihn sehen. Wieder erscheint der Mann in den edlen Kleidern und betrachtet die Schnitzereien. Sorgfältig jede einzelne der Figuren. Dann streift sein Blick den Rucksack. Seine Augen leuchten kurz auf. "Da ist es, was ich suche. Genau das", meint er und geht zu dem Rucksack und hebt die Figur so vorsichtig in die Höhe, als wenn sie aus feinem Porzellan wäre, das jeden Moment zerbrechen könnte. "Nein nicht diesen Weihnachtsengel. Dieser ist unverkäuflich." Andreas nimmt ihn die Figur aus der Hand und steckt sie wieder zurück in die Tasche. Der Mann bietet Andreas eine Menge Geld. Er will die Figur unbedingt haben. Nach einigem Hin und Her verkauft sie ihm Andreas dann doch. Der Mann gibt ihm soviel Geld, dass er sich für die nächsten zwei Wochen keine Sorgen mehr machen braucht. Als Überraschung kauft er für Dörthe einen seidenen Schal, die Lebensmittel, die sie brauchen, und stapft durch den tiefen Schnee nach Hause. Dörthe ist sehr überrascht, als Andreas schon früher als erwartet nach Hause kommt und ihr den seidenen Schal um den Hals legt. Völlig außer Atem berichtet Andreas was ihm widerfahren ist. Sie kann das Glück kaum glauben. Ob es wirklich war wird, was der Weihnachtsengel ihnen prophezeit hatte?

Glücklich und voller Tatendrang setzt sich Andreas an seinen Arbeitsplatz und beginnt zwei neue Engel zu schnitzen. Einen für sein Haus als Glücksengel und den anderen für den nächsten Markttag. Insgeheim hofft er, noch einmal solch ein Glück zu haben. Wieder erscheint der edle Mann an seinem Stand und als er den Engel wieder sieht, ergeht es Andreas wie beim letzten Mal. "Guter Mann", spricht der Mann in den edlen Kleidern, "haben Sie noch mehr von den süßen Engeln?" "Ich kann Ihnen noch welche anfertigen", antwortet Andreas. "Ja gern. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bitte in drei verschiedenen Größen. Von jedem ungefähr zehn Stück. In vier Wochen treffen wir uns hier wieder. Auf Wiedersehen!" Der edle Mann nimmt seinen Engel und geht. An diesem Tag hat Andreas keine Ruhe mehr. Früher als sonst packt er zusammen und macht sich auf den Heimweg. Der Weg kommt ihm diesmal so unendlich lang vor. Er will endlich seine Neuigkeit loswerden.

Dörthe kann es kaum fassen, was er ihr erzählt. Gleich macht sich Andreas an die Arbeit. Pünktlich nach vier Wochen steht er mit der Ware wieder auf dem Marktplatz. Der edle Mann erscheint tatsächlich und begutachtet sie. Zufrieden lächelt er. Andreas platzt bald vor Neugier und dann hält er es nicht mehr aus und fragt: "Guter Mann sagen Sie, was machen Sie mit den ganzen Engeln?" Bereitwillig gibt dieser Auskunft. "Ich habe mehre Läden hier in der Umgebung. Ihre Engel sind sehr begehrt. Ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Gern würde ich mehr bei Ihnen erwerben."

So geschieht es dann auch. Der edle Mann macht einen Termin mit Andreas und besucht sie in ihrem kleinen Häuschen. Er ist sehr angetan von den Arbeiten, besonders von Emmi, der Puppe. Andreas erhält mehrer Aufträge, die er zur vollsten Zufriedenheit ausführt. Bald darauf kann er sich gar nicht mehr vor Arbeit retten. Flink und sorgfältig führt er seine Aufträge aus. Ihrem Häuschen gönnen sie notwendige Reparaturen und sie bauen eine Werkstatt an, da der Platz im Haus nicht mehr ausreicht.

Glücklich leben sie und brauchen nicht mehr zu hungern, auch können sie sich nun den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Nie werden sie ihren Weihnachtsengel vergessen, der ihnen so viel Glück beschert hat. Jedes Jahr am Heiligabend sehen sie ein helles goldenes Licht für kurze Zeit über ihrem Haus schweben.


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