Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Küsse auf dem Weihnachtsmarkt oder Die Hoffnung stirbt zuletzt!

© Maritta Scirerivus

Der Platz war in warmes Licht getaucht und der Geruch nach Weihnachten lag in der Luft! Glühweinduft mischte sich mit den Gerüchen von gebrannten Mandeln und Lebkuchen! Der Weihnachtsmarkt war nicht groß aber gemütlich. Wie jedes Jahr hatten sich alle sehr viel Mühe gegeben in dem kleinen Ort. Selten kamen Leute von außerhalb, es war halt ein Dorf-Weihnachtsmarkt, aber das machte nichts. Es war immer wieder eine schöne Gelegenheit, alle mal wieder zu treffen!

Lachen schallte zu ihr herüber und ihre Freundin fragte sie etwas. Aber sie hörte gar nicht zu, ihre Gedanken kreisten im Augenblick um ganz andere Dinge.

Sie hätte nicht kommen sollen und das wusste sie ganz genau. Es ging ihr doch gerade so gut, sie hatte alles so gut verarbeitet. Die tiefen Enttäuschungen, das Gefühl wertlos und gedemütigt zu sein!!! All das hatte sie hinter sich gelassen obwohl es ihr bei solchen Gelegenheiten immer wieder vor Augen geführt wurde! Sie hatte gerade begonnen, wieder etwas Vertrauen zu der Männerwelt zu haben!

Nein, sie hätte nicht kommen sollen! Denn sie wusste genau, wen sie hier traf. Und da stand er, die Hände tief in den Taschen vergraben. Bei jedem Lächeln wurden die Lachfalten um seine Augen tiefer, seine Haare durchzog das erste Grau! All die alten Gefühle kamen hoch!

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das manches einfach nicht möglich war! Warum musste die ganze Sache bloß so kompliziert sein, warum musste er so kompliziert sein. War er tatsächlich kalt und gefühllos, wie sie sich das schon seit einer Ewigkeit einredete?!? Sie wusste es nicht und ehrlich gesagt wollte sie es auch nicht mehr wissen, es musste endlich Schluss sein mit ihrer chaotischen Gefühlswelt!!! Also tat sie das, was sie sich ganz fest vorgenommen hatte, sie ignorierte ihn!!! Wenn da bloß nicht die Lust auf einen Glühwein wäre und sie nicht dafür an den Glühweinstand musste, wo er stand!

"Was soll´s! Du bist eine erwachsene Frau die sich einen Glühwein holt!" sagte sie sich "… und am besten einen mit Schuss!" Sie trat an den Stand und bestellte sich einen sehr großen Glühwein mit einem noch viel größeren Schuss Rum. Sie bezahlte und wollte gerade gehen als neben ihr jemand etwas sagte: "Hey!" Scheiße! Also hatte er sie doch bemerkt, sie sah ihn an "Hey!" Er lächelte sie an, sie hasste dieses Lächeln, dieses spitzbübische kleinjungen Lächeln. Eine peinliche Pause trat ein, als von hinten der Weihnachtsmann an sie heran schlich. Natürlich nicht der Echte, sondern der doch etwas stark alkoholisierte Mann einer ihrer Freundinnen! "Hallo meine Süße!" lallte er, sehr darauf bedacht noch nicht ganz so trunken zu wirken wie er war! "Hier steckst du also. Hallo Fabian, sie ist doch ne Süße oder, sag doch mal. Sie ist doch total süß?" Oh Gott, wo ist das Loch in dem ich verschwinden kann? Geh Bernhard, geh einfach weg und sag keine Wort mehr, dachte sie und schloss die Augen in der Hoffnung, das er weg wäre, wenn sie sie wieder öffnen würde! "Ich habe nie das Gegenteil behauptet!" antwortet Fabian auf die Frage des Bernhard-Weihnachtsmannes. Nein, nein und nochmals nein, das durfte doch schon wieder nicht wahr sein, das Gespräch begann einen gefährlichen Verlauf einzuschlagen! "Ho ho ho, ich bin der Weihnachtsmann und dann darf ich dich auch fragen, warum du sie noch nie zum Essen eingeladen hast?!" rumpelte es aus Bernhard raus! "Vielleicht sollte ich das mal tun, oder?" Die Frage war nicht an Bernhard gerichtet sondern an sie! Sie brachte keine Antwort zu Stande und versuchte zu lächeln! "Oder?" wiederholte Fabian seine Frage. Und dann platze alles aus ihr raus, all das was sie beschäftigte. Warum er so ein Idiot sei, warum er verdammt noch mal es nicht nötig hatte sonst mit ihr zu reden, warum er ihr aus dem Weg ging! "Verdammt! Kannst du nicht einmal in deinem Leben ehrlich sagen was du willst, was du fühlst und was du denkst!" herrschte sie ihn an. Bernhard ging in Deckung, er wusste wann er abtauchen musste und wenn sie so drauf war, dann sollte man sich aus dem Staube machen. Sie schaute Fabian an und wusste, dass sie diesem Blick Stand halten musste. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst und sie wusste, dass er gehen würde, weil er nie sagen konnte was er denkt und was er fühlt!! Aber er blieb stehen und schaute ihr weiter in die Augen: "OK, Ok!", sagte er mit versteinertem Gesicht, seine Unterkiefer knirschen aufeinander, das machte er immer wenn er nicht wusste was er machen sollte! "Du willst es wissen, nicht wahr? Du willst es wirklich wissen!" In ihre Augen stiegen Tränen, natürlich wollte sie es wissen. Sie wollte endlich einen Schlussstrich ziehen und egal was er jetzt auch sagte, es würde weh tun!

"Glaubst du etwa ich hätte in den vergangenen Monaten nicht darüber nachgedacht, wie es wohl wäre! Mit dir! Trotz all der Schwierigkeiten, des Geredes und der verfluchten Gedanken die ich mir mache. Verdammt, ich liebe dich!!" Sie hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht da mit. Sie brachte kein Wort heraus und stand nur da und starrte ihn an und dann küsste er sie. Vor allen Leuten, dem halben Dorf, vor allen Freunden und Tratschtanten!

Als sie in der Nacht aufwachte und sein gleichmäßiges Atmen neben sich hörte, dachte sie nach. Er hatte sie so fest umarmt, als ob er nicht wollte, dass dieser Augenblick aufhört. Aber sie wussten beide, dass dieser Augenblick verfliegen würde!

Als er ging, schaute sie ihm aus dem Fenster hinterher, wie er im Schutz der Dunkelheit die Straße entlang ging. Wohl darauf bedacht, dass niemand ihn sieht.

Nein, er würde sich nicht melden, er würde sie nicht anrufen und wahrscheinlich würde er ihr für die nächsten Wochen wieder aus dem Weg gehen und ja; es würde ihr wieder schlecht gehen und sie würde wieder ständig heulen und ewig auf ihr Handy starren. Er würde nie mit diesen Gefühlen für sie fertig werden! Er würde nie vergessen können, dass sie die Ex-Frau seines Freundes war!

"Eines Tages", sagte sie zu sich selbst, "eines Tages werde ich dir mit einem Lächeln begegnen und nicht mit Tränen in den Augen! In der Erinnerungen an diesen einen Augenblick, in dem ich das Gefühl hatte, das alles möglich wäre!"

Sie schaute zum Himmel! Tatsächlich eine Sternschnuppe und ihr Wunsch richtet sich nicht auf sich selbst sondern an ihn: "Ich wünsche Dir, das du eines Tages deine Gefühle akzeptieren kannst! Denn es ist niemals gut seine Gefühle zu begraben und eine Mauer um sich aufzubauen, in der Hoffnung, dass man dich nicht verletzen kann. Durch die Mauer bleibt zwar die Enttäuschung und der Schmerz draußen, aber auch die Liebe wird ausgesperrt! Und ich wünsche dem Weihnachtsmann einen Riesenkater für seine verfluchte Einmischung in mein Liebesleben!"

Sie lächelte. Warum hatte sie immer noch das Gefühl, das alles gut werden würde. Sie wusste es nicht, sie wusste nur: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

SPIEGEL ONLINE Bestsellerautorin Patricia Koelle

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