Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
Unser Buchtipp

Weihnachtsgeschichten Band 3

Weihnachtsgeschichten
Band 3
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-939937-07-4

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Krieg um das beste Geschenk

©Nathalie Tobler

Es ist wieder einmal so schlimm. Sie denken, vor dem Fest der Liebe absichtlich lange machen zu dürfen. Nervös blicke ich auf meine Uhr. 3 ... 2 ... 1 ... "Drrrrrrr!" Hurra. Die Erlöserin des Bösen beendet den Krieg zwischen teilnahmslosen Schülern und aufgebrachtem Lehrer. Blitzschnell stopfe ich alles in meinen Rucksack und will nach draußen sprinten. Flüchtig kommt mir etwas in den Sinn. Anna denkt sonst von mir, dass ich wie ein sabbernder Chihuahua mich als Erster im Schnee herumwalzen will. Verträumt schaue ich zu ihr. Wie liebevoll sie ihre Sachen in ihren Ruchsack legt, als wären sie ihre eigenen Kinder. Nun schwingt sie graziös die Jacke über ihre zarten Schultern und bindet sich den Schal um. Plötzlich werde ich von zwei arroganten Jungen brutal angerempelt. Das ist wieder mal typisch Charly. Er fühlt sich ja so mächtig. Dafür ist er ein kleines Muttersöhnchen, das ohne seine 1,85 große Mauer Joe nicht überleben könnte. Aber was mich fasziniert ist, dass niemand genau weiß, wie viel Hirnmasse Joe besitzt. Letzten Dienstag dachte ich so viel wie eine Maus. Aber das änderte sich plötzlich, als Joe die Frage beantworten musste: Welches Lebensmittel hat denn meisten Anteil Einweise? Er entgegnete nur strohdumm: "Ich glaube die Farbe weiß."

Ich räkle mich hoch und funkele Charly so böse wie eine Kobra an. Doch der quasselt nur hochnäsig: "Kann jemand den Abfall vom Boden räumen? Da stolpert ja jeder darüber." Ich richte meine Brille wieder korrekt auf die Nase und tobe dann: "Wer weiß, kann ihm nicht jemand eine Brille kaufen, damit er nicht über Abfälle spaziert?"

Rund um uns hat sich die ganze Klasse versammelt. Alle beobachten gespannt, wie Charly als Nächstes tun wird. Er krempelt seine Ärmel hoch holt Anlauf und steuert seine lächerliche kleine Faust Richtung mein Bauch. "Bum!"

"Hey Charly, hör auf. Das kitzelt", lache ich ihn an. Doch jetzt steht die riesen Mauer Joe vor mir und will auch zuschlagen, bis dann eine Stimme ertönt: "Charly und Markus ihr könnt gleich noch hier bleiben und die anderen geht bitte." Die Lehrerin gibt uns Zusatzaufgaben. Erst wenn die Arbeit erledigt ist, kann ich in die wollverdienten Weihnachtsferien gehen. Nach einer Stunde habe ich es endlich geschafft. Ich spaziere lässig nach vorn, gebe dieser dummen Ziege meine Arbeit verabschiede mich kühl und renne nach draußen zum Schnee.

Draußen war alles weiß. Die Bäume sehen aus wie Eis am Stiel mit Schlagsahne oben drauf. Es liegt Puderzucker auf den Dächern der Häuser. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Mein Blick schwingt umher bis ich etwas Rotes sehe. Es ist Anna. Sie ist so süß, wenn sie am Telefonieren ist. Jäh berührt mich etwas Eiskaltes an meinen Nacken. "Du stehst auf die Kleine, hä?", spricht mich Charly an

"Das glaubst auch nur du", widerspreche ich eiskalt. Nun fängt er an zu lachen, als wäre ich ein Clown mit einer übergroßen roten Nase. Jetzt glotzt er mich an und äußert: "Ist ja sehr witzig. Aber meine ja nicht, dass sie auf Brillenschlangen mit Hosenträger abfährt." Oha, jetzt hat er mich verletzt. Meine Tränen muss ich zurückhalten. Akut nehme ich Stellung von diesen Anschuldigungen.

"Das würde dann heißen, dass du auch auf sie stehst." Das war ein Treffer ins Schwarze. Verlegen starrt er mich an. Aber nicht genug ich gebe noch meinen Senf dazu: "Aber eines kannst du wissen. Sie steht nicht auf dich. Das habe ich mal mit gehört. Na da bist du baff hä, hä?"

Er schaut kurz weg, denkt nach und sagt schließlich zu mir: "Wenn du dir so sicher bist, dann machen wir doch eine Wette. Wir suchen beide ein Weihnachtsgeschenk für sie. Sie muss sich dann für eines entscheiden. Wer verliert, lässt ein für alle mal die Pfoten von ihr. Bist du einverstanden oder verkriechst du dich bei deiner Mami. Muahahaha!"

Ich überlege nicht kurz sondern schreie laut mein Lieblingsspruch: "Top, die Wette gilt!"

"Heute um acht Uhr wieder hier. Ich sag ihr kurz Bescheid. Tschüss du Loser." Dann geht er selbstgefällig Richtung Anna. Ich blicke traurig in den Schnee und denke: "Auf was habe ich mich da eingelassen?"

Ich mach mich sofort auf zum Geschenkladen Kaliso, Mitbringsel für alle und jeden. Auf den Weg dort hin befasse ich mich mir Annas Geschenk. Ich habe keine Idee. "Schauen wir mal, was es alles hat", ermuntere ich mich und trete in den Laden ein. Ich mache eine kleine Tour im Laden und beobachte jeden Gegenstand den der Laden bietet. Ich finde und finde einfach nichts. Just erblicke ich einen Gegenstand von wahrer Größe. Es ist perfekt für Anna. Ich umgreife es, bis mich eine vernarbte kalte Hand berührt. Schnell drehe ich mich um und sehe, dass dieser Möchtegern Charly meiner Traumfrau das gleiche schenken möchte. "Griffel weg. Das ist meins. Alleine Meins!", brülle ich ihn an. Die Leute im Laden schauen uns schon argwöhnisch an.

"Meinst du, ich war zuerst hier!", erwidert er gekonnt. Wir reißen am Gegenstand, bis ich eine Faust in meinem Gesicht habe. Autsch, das tut weh. Ohne zu zögern nehme ich meine Hand und brenne diese in sein mickriges Gesicht. Jetzt blutet er aus der Nase. Das wollte ich nicht. Ich beruhige mich, will mich gerade entschuldigen, als er mir in meine empfindliche Stelle kickt. Ich breche zusammen. Ich stehe wieder auf, will zurückschlagen, aber der Ladenbesitzer kommt mir zu vor. Er packt Charly am Kragen und wirft ihn ohne Erbahmen aus dem Laden. Danach kommt er zurück und fragt freundlich: "Willst du das Geschenk eingepackt?"

"Ja", erwidere ich. Nun verlasse ich friedlich den Laden, bis ich viele Gestalten vor mir sehe. Tierische Angst bekomme ich. Jetzt kommen die Gestallten näher. Der kleinste von ihnen lächelt mich eisig an und sagt mir ruhig: "Du hast dich mit der falschen Person angelegt." Mir schießt nur noch eine Frage in den Kopf: "Wird sie das Geschenk je erhalten?"

SPIEGEL ONLINE Bestsellerautorin Patricia Koelle

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