Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
Unser Buchtipp

Weihnachtsgeschichten Band 3

Weihnachtsgeschichten
Band 3
Dr. Ronald Henss Verlag
ISBN 978-3-939937-07-4

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Bald ist Nikolausabend da

© Astrid Barin

Heute ist der 30 November, ein ganz normaler Freitag, sollte man meinen, wenn ... ja wenn nicht morgen bereits der 1. Dezember wäre und zu diesem Anlass ein gut gefüllter. liebevoll gestalteter Adventskalender die Küchenwand zu schmücken hätte.

Punkt 20:00 Uhr, nachdem der Nachwuchs wohl behütet und unter mäßigem Protest unter warmen Federn verschwunden ist, beginne ich mit der Herstellung desselben.

Same procedure as last year??? - Same procedure as every year!!!

Eine wage Vorstellung der äußeren Gestaltung bildet sich allmählich, eingeschränkt durch die vorhanden Materialien zu einer konkreten Idee, die nun binnen weniger Stunden ihrer Vollendung harrt. Nach relativ kurzer Zeit sträuben sich meine Nackenhaare und nicht nur diese. Der Tisch, der Fußboden, meine Hände, überall klebt schillernder Goldglitzer, immerhin auch da wo er glitzern soll: In den lieblichen Gesichtchen der Engelchen, die endlich auch an den Wäscheklammern und nicht nur an meinen Fingern kleben. Ich verfluche meine Idee, die Bastelanleitung und überhaupt alles, lege eine kurze Weinpause ein, während der ich aus sämtlichen Schränken die Vorräte an Kleinigkeiten klaube, die in die Säckchen zu stecken, meine nächste Amtshandlung sein wird und sammle meine letzten Kräfte. Aber, ein gekaufter Adventskalender kommt mir nicht ins Haus, da immerhin bin ich konsequent!

Endlich ist auch das 25. Säckchen prall gefüllt. 25? Nanu? Alle Engelchen tragen doch bereits ihr Päckchen? Na, dann betätige ich mich mal als Vorkosterin und vernasche den Inhalt dieses überzähligen Päckchen gleich an Ort und Stelle, das hab ich mir schließlich auch verdient zum Abschluss des Abends!

Nun ist das Basteln des Adventskalenders ja erst der Auftakt für die kommende, ach so gemütliche, stille und besinnliche Adventszeit, in der es von Feierlichkeiten nur so wimmelt, in der ich noch Plätzchen backen, Geschenke besorgen, Lieder einstudieren, Baum- Fenster- und sonstigen Schmuck basteln muss und für Besinnlichkeit, ich weiß es ganz genau, mal wieder nicht die Zeit finden werde.

Erste Feierlichkeit ist die Nikolausfeier in unserer Krabbelgruppe, in der schon seit geraumer Zeit niemand mehr krabbelt, der Glaube an den Nikolaus aber bisher noch mühsam aufrecht erhalten werden konnte.

Am Vormittag des ereignisreichen Tages, steht für mich die Produktion vieler, kleiner, liebevoll verzierter Sandkuchen auf dem Programm.

Während die Kinder friedlich im Wohnzimmer spielen, nutze ich die Gunst der Stunde, stelle mir in aller Ruhe meine Backutensilien zurecht und suche das Rezept raus, in der stillen Hoffnung, den Backvorgang alleine bewältigen zu dürfen. Doch kaum ertönt das erste Geräusch des Mixers, da gucken auch schon meine Sprösslinge neugierig um die Ecke. "Mama, was machst du? Kuchen? Dürfen wir dir helfen?" Eine geräuschlose Küchenmaschine, die sollte mal jemand erfinden, aber wie die Dinge liegen, müsste ich das wohl schon selber tun! So ist es halt unabwendbar und umzingelt von zwei backwütigen kleinen Monstern versuche ich den Teig anzurühren. Dabei kann ich mich kaum bewegen, aber ich nehme mir fest vor, dieses Mal ganz bestimmt bis zum Schluss gelassen zu bleiben, schließlich ist die Weihnachtszeit doch eine so friedliche Zeit, und die kleinen Katastrophen gehören schließlich beim Backen mit Kindern dazu, spreche ich mir selber Mut zu.

"Mama, darf ich wieder das Mehl mischen?", fragt mein Sohn.

"Aber ja, dass machen wir doch immer so."

"Ich will aber auch was machen, was kann ich denn machen?", quengelt meine Tochter.

"Du kannst ja gleich den Zucker in die Schüssel geben, aber erst.... HALT! Den hab ich doch noch nicht abgewogen. STOPP!!"

Ich entreiße meiner Kleinen möglichst sanft die Zuckerdose und zähle innerlich bis drei. So gerade kann ich noch einen Tobsuchtsanfall verhindern und ihr erklären, dass wir den Zucker erst abmessen müssen und dann darf sie ihn in die Rührschüssel geben. Diese kleine Verzögerung kommt der Konsistenz der Butter sehr entgegen, welche in der Zwischenzeit schön weich geworden ist. "Mama, darf ich denn gleich die Eier aufschlagen?", meldet sich nun wieder der Große.

Schon merke ich wie die Gelassenheit mir ein großes Stück von der Seite weicht. "Schau mal, " sage ich bemüht ruhig "wir sind schon etwas spät dran, es geht einfach schneller, wenn ich es mache."

"Aber letztes Mal durfte ich auch", protestiert mein Sohn vehement.

Ich lasse ihn also das erste Ei aufschlagen, mit dem Ergebnis, dass es auf dem Boden landet. Obwohl uns nun ein Ei fehlt, sie waren leider genau abgezählt, und auch keine Zeit bleibt neue zu besorgen, bleibe ich weiter ruhig.

Immerhin hilft mein Sprössling mir beim Aufwischen und sieht nun ein, dass er sich mit dem Mehl wohl besser auskennt. Einige Diskussionen später und nachdem meine Lieben sich tatsächlich darauf einigen konnten, sich beim Einfüllen des Mehls und Halten des Mixers abzuwechseln, natürlich nicht ohne die Küche dabei mit einer feinen weißen Mehlschicht zu versehen, sind nach einer Stunde immerhin die ersten Sandkuchen auf dem Blech und ich einem Nervenzusammenbruch etwas näher gekommen.

Immerhin lassen mich meine lieben Kleinen, nachdem sie selig jeder einen Rührstab abschlecken dürfen (zum Glück stimmt die Anzahl meiner Kinder wenigstens mit der Anzahl der Rührstäbe überein) endlich mit der restlichen Arbeit alleine. Das Verzieren mit Gummibärchen bleibt mir erspart, da die meisten der bunten Gesellen ohnehin längst in zwei gierigen Mündern verschwunden sind.

Jetzt wäre ein Kaffee nicht schlecht, jedoch macht mir ein Blick auf die Uhr überdeutlich klar, dass ich dazu einfach keine Zeit mehr habe. Denn abgesehen von der Tatsache, dass meine Kinder immer noch im Schlafanzug herum laufen und die Küche noch wie ein Schlachtfeld aussieht, bedarf mein eigenes Outfit nach geschlagener Kuchenschlacht auch noch größerer Korrekturen.

Da sehe ich aus den Augenwinkeln meinen Gatten in voller Arbeitsmontur durch den Garten in Richtung Gartenhaus stiefeln.

My home is my castle!!!

Hatte ich wirklich nicht oft genug erwähnt, dass die Feier um 15:30 Uhr beginnt. Ich hasse Unpünktlichkeit! Um die adventliche Stimmung hoch zu halten ist jetzt gutes Verhandlungsgeschick angesagt: "Schahatz?", rufe ich betont freundlich in den Garten hinaus. "Duhu, wir müssten dann bald mal los, willst Du dich nicht mal umziehen?"

"Was, jetzt schon?", tönt es erwartungsgemäß zurück. "Lass mich noch schnell die paar Bretter sägen, das dauert höchstens 10 Minuten, dann komme ich, wir müssen ja nicht die ersten sein!"

Na prima! Hatte ich irgendetwas anderes erwartet? Ich schlucke meinen Unmut runter und wende mich wieder meinen Aufgaben zu, als da wären:

Kinder aus den Schlafanzügen pellen, den Kuchen vor vorwitzigen kleinen Fingerchen beschützen, die Küche zumindest oberflächlich in ihren Urzustand zurück versetzen und zwischendurch mein Spiegelbild aufhübschen, wobei mir meine Kleine tatkräftige Unterstützung anbietet und darauf besteht: "Ich will auch rote Lippen haben!"

Kurz darauf stehen Mutter und Tochter abreisefertig in Festtagskleidung bereit, während aus dem Gartenschuppen immer noch schaurige Geräusche dringen und der Große, immer noch in Unterwäsche, argumentiert: "Der Papa ist ja auch noch nicht fertig!" Das ist das Ende meiner Friedfertigkeit! Ich stakse in meinen Ausgehschuhen durch den matschigen Garten und zitiere meine bessere Hälfte vehement in Richtung Haus, wir müssen jetzt wirklich langsam los.

Die Wartezeit auf den Papa zu verkürzen gebe ich kurzerhand die ersten Sandkuchen zum Verzehr frei, was leider zu klebrigen Fingerchen führt, die mit ihren Spuren auf Festtagshose und Kleidchen nicht lange auf sich warten lassen. Also ran an den Waschlappen und Schadensbegrenzung betrieben.

"Ja, also was ist jetzt, erst drängelt ihr und jetzt lasst ihr mich warten!", tönt es da von der Haustür her. Was soll man dazu noch sagen?

Mir klappt jedenfalls die Kinnlade runter und ich schiebe schnellen Schrittes meine lieben Kleinen Richtung Auto. So kommen wir tatsächlich pünktlich, wenn auch mit blank liegenden Nerven bei Ulrike an, wo sich die anderen "Krabbelkinder" bereits in chicen Sonntagsklamotten auf dem Fußboden wälzen und es nicht erwarten können, sich über die vielen Leckereien her zu machen.

Nach dem Absingen diverser Nikolauslieder kommen wir dann endlich zum angestrebten Höhepunkt des Tages: Der Begegnung mit dem Heiligen.

Nikolaus, oder besser gesagt das anschließende Verteilen der Nikolaustüten. Für die Unterredung mit dem heiligen Mann habe ich meinen Kindern wie immer etwas ins goldene Buch geschrieben, doch wie ich feststellen musste werde ich wohl beim nächsten Mal etwas mehr Sorgfalt bei der Formulierung der Fragen an den Tag legen müssen.

Mein Sohn auf die Frage: " Wie klappt es denn bei Dir zu Hause so mit dem Aufräumen, räumst Du denn auch immer Dein Zimmer auf?" "Bei uns wird immer nur aufgeräumt, wenn Besuch kommt!"

Eigentor nennt man das, glaube ich, aber immerhin habe ich meinen Sohn zur Ehrlichkeit erzogen!

Bleibt zu hoffen, dass mein hochroter Kopf nicht zu falschen Schlüssen führt und der anwesende Bekanntenkreis jetzt nicht auf die glorreiche Idee kommt, der Richtigkeit dieser Aussage durch Überraschungsbesuche auf den Grund zu gehen!

SPIEGEL ONLINE Bestsellerautorin Patricia Koelle

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