Unser Buchtipp Weihnachtsgeschichten Band 3 Dr. Ronald Henss Verlag ISBN 978-3-939937-07-4 beim Verlag bestellen bei amazon bestellen
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Dem Weihnachtsmann auf der Spur© Maren FrankIch war sechs Jahre alt, als ich beschloss herauszufinden, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Natürlich hatte ich ihn gesehen, auf seinem Schoß gesessen und mit meinen kleinen Händen seinen Bart gezaust. Aber ich wollte wissen, ob unter dem roten Mantel immer noch der Weihnachtsmann war und nicht - wie bei Thomas, meinem Kindergartenfreund - Onkel Erwin steckte. Dass es mehr als nur einen Weihnachtsmann gab, das wusste ich schon. Aber ich suchte den einen, den echten. Und hoffte, dass es der war, der mir die Geschenke brachte. Auf meine Frage hatte Mama mir nur gesagt, dass ich es nächstes Jahr erfahren würde, wenn ich in die Schule käme. Aber so lange wollte ich nicht warten. Heute war es nun endlich so weit, nach dem Aufstehen hatte ich das letzte Türchen meines Adventskalenders geöffnet. Nach dem Frühstück durfte ich los, zum kleinen Kaufhaus. Das lag nur zwei Minuten von unserem Haus entfernt und die Verkäuferinnen kannten mich, genau wie die anderen Kinder unseres Dorfes. Man konnte dort nicht verloren gehen, daher war mir schon seit einiger Zeit erlaubt, alleine dorthin zu gehen. Die Kälte biss mir ins Gesicht. Ich schielte zum Himmel, der grau und wolkenverhangen war. Dann rannte ich und tauchte in die Wärme und das Gedrängel des Kaufhauses ein. In der Spielwarenabteilung wuselten bereits etliche Kinder herum, die meisten kannte ich aus dem Kindergarten. Ich reihte mich in die Schlange ein und reckte den Kopf, um einen ersten Blick auf den Weihnachtsmann werfen zu können. Er thronte auf einem extra für ihn herangeschafften Sessel. Auf seinem Schoß saß ein Mädchen, das erkannte ich an den langen dunklen Zöpfen und dem rosa Pullover, den sie trug. Während ich wartete, sah ich mich um. Die Regale waren schon ziemlich leer gekauft. Von den Barbiepuppen waren nur noch drei da und die Meerjungfrauspielsets waren alle weg. Auch bei den Puzzles gab es nur noch wenig Auswahl und ich dachte daran, dass ein Pferdepuzzle auf meinem Wunschzettel gestanden hatte. Da ich noch nicht schreiben konnte, hatte ich alles, was ich wollte, auf ein Blatt von meinem Zeichenblock aufgemalt. Mama hatte den Wunschzettel dann genommen und versprochen, ihn an den Weihnachtsmann zu schicken. Nur noch ein Kind war vor mir. Der Weihnachtsmann streckte seine Arme aus und hob den pummeligen Jungen unter Ächzen auf seinen Schoß. Ich hörte, wie er ihn fragte, ob er auch brav gewesen sei und der Junge bejahte dies. Ha, von wegen! Am liebsten wäre ich vorgesprungen und hätte ihm erzählt, dass er Jonas auf dem Schoß hatte, der den Mädchen immer Juckpulver in den Nacken streute und heimlich Schnürsenkel verknotete. Dann war ich dran. Ich betrachtete das Gesicht direkt vor mir. Viel konnte ich nicht erkennen, denn der dichte Bart verdeckte den Mund komplett und auch die Mütze war tief in die Stirn gezogen. Unter den dichten weißen Brauen funkelten hellblaue Augen. Ich bekam meine Geschenke. Das Rappeln in einem der Pakete verriet mir, dass es das ersehnte Puzzle war, doch statt nach hause zu laufen und meine Schätze dort auszupacken, wartete ich. Der Weihnachtsmann machte sich auf zu gehen, und ich wollte ihm auf den Fersen bleiben. Das war leicht, auch wenn er für einen so dicken Mann erstaunlich schnell lief. Er ging in eine der Lauben in der Kleingartenkolonie. Ich kletterte auf einen umgedrehten Eimer und spähte durchs Fenster. Gespannt sah ich zu, wie er den Mantel abstreifte und die Kissen, die er darunter trug, auf ein Sofa legte. So was, der war ja gar nicht wirklich dick! Dann folgte der Bart, das weiße Haarteil landete auf den Kissen und als die Mütze dazu gelegt wurde, wallte langes dunkles Haar vom Kopf des Weihnachtsmannes. Als er sich umdrehte, schnappte ich nach Luft. Es war eine Frau. Und nicht irgendeine, sondern meine Kindergärtnerin Simone! Sie also war der Weihnachtsmann. Aber das ging doch gar nicht, ein Weihnachtsmann musste doch ein Mann sein. Wenn es ihn denn gab. Doch immerhin hatte er, beziehungsweise sie, mir ja meine Geschenke gebracht. Ich beschloss meine Entdeckung für mich zu behalten, lief nach Hause und freute mich über das, was ich vom Weihnachtsmann bekommen hatte. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.SPIEGEL ONLINE Bestsellerautorin Patricia Koelle
Weihnachtsgeschichten von Patricia Koelle
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