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Schneefreuden. Weihnachtsgeschichten
Schneefreuden
Dr. Ronald Henss Verlag
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    Haralds weiße Weihnacht

    © Christian Herrmann

    eBook Schneefreuden Mürrisch grüßte Harald den Pförtner, als dieser die Schranke zum Gelände der Stadtwerke öffnete. Es war der Morgen des 24. Dezember, 4.30 Uhr, und eigentlich hatte Harald Urlaub.

    Um 3.15 Uhr hatte ihn das Telefon aus dem Schlaf geklingelt. Die Frau eines Kollegen erklärte ihm, dass ihr Mann krank sei und nicht zum Dienst kommen könne.

    Nun musste Harald kurzfristig einspringen und die völlig verschneiten Straßen in seinem Bezirk von den Schneemassen befreien, die überraschenderweise über Nacht gefallen waren. Dicke Schneeflocken tanzten ihm um die Nase und Harald fluchte leise vor sich hin, während er in die Führerkabine des Schneepfluges stieg. Bis gestern herrschte noch das für diese Jahreszeit typische Schmuddelwetter mit milden Temperaturen. Aber ausgerechnet in der Nacht zu Heiligabend fing es kräftig an zu schneien.

    Harald ließ den Motor an und rollte langsam in das weiße Chaos.

    Er konnte kaum die Straße vor sich erkennen. Nicht nur wegen des dichten Schneefalls, sondern auch weil sein Atem an der Scheibe sofort zu großen Eisblumen gefror, die zusätzlich die Sicht verschlechterten. Harald stellte Heizung und Lüftung höher, aber das brachte nicht viel. Er musste sich gedulden bis der Motor warm genug war um es mit den tiefen Temperaturen aufzunehmen.

    Musste sein Kollege ausgerechnet heute krank werden? Mit einem alten Lappen versuchte Harald fluchend die Scheibe frei zu bekommen. Es klappte zwar nicht besonders gut, aber trotzdem setze er pflichtbewusst seine Fahrt fort.

    Als er so langsam durch die Straßen fuhr und den Schnee vor sich her schob, versank er in Gedanken. Eigentlich hatte er heute erst mal richtig ausschlafen und dann gegen Mittag einen Weihnachtsbaum kaufen wollen. Das machte er immer so weil die Bäume dann viel günstiger waren als in den Wochen vor dem Fest. Ob er es heute Mittag noch schaffen würde, war allerdings fraglich.

    Eine Weile hing Harald seinen Gedanken nach bis er plötzlich bemerkte, dass er die Orientierung verloren hatte. War er vorhin links oder rechts abgebogen? Auf welcher Straße befand er sich jetzt überhaupt? Verwirrt stoppte er den Schneepflug und versuchte, etwas durch den immer dichter werdenden Schleier aus Schneeflocken zu erkennen. - Nichts. Schließlich stieg er aus, um nach einem Straßenschild Ausschau zu halten. Er stapfte ein paar Meter durch den Schnee, aber es hatte keinen Zweck. Man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.

    Harald drehte sich um und wollte zu seinem Fahrzeug zurückgehen, als er plötzlich hinter sich eine tiefe Stimme vernahm: "Na, mein Freund, hast du dich auch verfahren?"

    Harald blieb wie angewurzelt stehen. Langsam drehte er sich um. Wenige Meter vor ihm stand eine Gestalt, die er durch das dichte Schneetreiben nur schemenhaft erkennen konnte.

    "Wer ist da?", fragte Harald verängstigt.

    Schweigend kam die Gestalt näher.

    Harald sah sein Gegenüber von oben bis unten verwundert an. Vor ihm stand ein großer Hase in einem Nikolauskostüm!

    "Was starrst du mich so an?", fragte dieser den verblüfften Schneepflugfahrer.

    "Mann, für einen Moment dachte ich … ihr Typen vom Studentendienst kommt aber auch immer wieder auf neue Ideen!", lachte Harald schließlich.

    Fragend sah der Hase ihn an. "Studenten? Was meinst du damit, Harald?"

    "Hey, woher wissen Sie meinen Namen?"

    "Nun, Harald, als der Osterhase kenne ich alle Menschen in dieser Stadt bestens."

    "Jetzt reicht es aber!", rief Harald, "Wer sind Sie wirklich? Runter mit der lächerlichen Verkleidung!" Mit diesen Worten zog er den Hasen kräftig an den Ohren.

    Doch die vermeintliche Maskierung ließ sich nicht herunterreißen.

    "Aua!", schrie der Hase und verzog das Gesicht. "Was soll das?"

    Harald wurde blass. Sollte das wirklich der Osterhase sein? "Aber ... das ... was ist hier los? Das kann doch nicht wahr sein!", stammelte er, machte einen Schritt rückwärts, stolperte über die vom Schnee verdeckte Bordsteinkante und landete auf seinem Hintern.

    "Jetzt beruhige dich, mein Freund, und steh wieder auf", sagte der Hase mit einem milden Lächeln und streckte dem verblüfften Mann seine Pfote entgegen.

    Harald blieb aber erst mal sitzen und starrte mit offenem Mund auf die seltsame Gestalt, die sich da mit ihm unterhielt.

    "Nun starre mich nicht so an, mir gefällt dieses lächerliche Kostüm auch nicht", sagte der Hase und zog ein wenig beleidigt seine Pfote wieder zurück. "Aber ich muss nun mal eine ordnungsgemäße Vertretung machen, genau wie du, mein Lieber!"

    "Was meinst du damit?", fragte Harald, raffte sich auf und klopfte sich den Schnee vom Hosenboden.

    "Nun, der Weihnachtsmann ist plötzlich krank geworden, wie dein Kollege. Und genau wie du muss ich jetzt unvorbereitet einspringen. Der Alte ist in den letzten Jahren etwas schusselig geworden. Wie oft habe ich noch schnell zu Ostern die Wünsche eines Kindes erfüllt, die er zum Fest einfach vergessen hatte …"

    Ein leises Klingeln im Hintergrund unterbrach den Osterhasen.

    Mit einer Pfote deutete er über die Schulter. "Nun habe ich mich verfahren und stecke mit meinem Schlitten so lange fest bis die Sicht wieder besser wird. Und das nur, weil ich dir deinen größten Wunsch erfüllen wollte!"

    "Wie bitte?", fragte Harald perplex. "Was habe ich denn damit zu tun?"

    Der Hase fuhr fort: "Nun, wie ich schon sagte, der gute alte Weihnachtsmann ist vergesslich geworden. Als ich mich über die Weihnachtswünsche der Bewohner dieser Stadt informieren wollte, fielen mir einige alte ungeöffnete Briefe in die Pfoten. Unter anderem habe ich auch Briefe an den Weihnachtsmann aus deiner Kindheit gefunden."

    Harald hörte dem Hasen ungläubig zu.

    Als der Osterhase Haralds zweifelnden Gesichtausdruck bemerkte, drehte er sich um und ließ ihn für einen Moment allein auf der verschneiten Straße zurück. Kurze Zeit später tauchte er wieder mit ein paar vergilbten Zetteln in der Pfote auf. Er wedelte Harald damit vor dem Gesicht herum.

    "Hier steht es schwarz auf weiß: Zwischen deinem 10. und 15. Lebensjahr hast du dir immer wieder weiße Weihnachten gewünscht."

    Harald nahm die Briefe und überflog sie kurz. "Stimmt!", murmelte er nachdenklich. "Ich erinnere mich. Zu meinem zehnten Geburtstag bekam ich einen Schlitten geschenkt. Ich war damals sehr enttäuscht, als die Winter immer milder wurden und es keinen Schnee mehr gab. Schließlich habe ich den Schlitten in die hinterste Ecke des Kellers verbannt. Von da an hatte ich meinen Glauben an den Weihnachtsmann verloren."

    Der Osterhase klopfte Harald tröstend auf die Schulter. "Nicht traurig sein, mein Freund. Ich habe die Briefe ja gefunden und nun bekommst du all den Schnee, den du dir als Kind so sehr gewünscht hast."

    "Aber Osterhase, du kannst es doch jetzt nicht für all die Jahre rückwirkend schneien lassen!", rief Harald entsetzt. Ihm wurde ganz schwindelig, als er schlagartig begriff welchen Job er zu erledigen hatte.

    "Willst du mir etwa sagen, was ich zu tun und zu lassen habe?", rief der Osterhase aufgebracht.

    "Ja ... nein", stotterte Harald.

    "Na also!", erwiderte der Osterhase in einem Ton, der jeglichen Widerspruch im Keim erstickte.

    Harald kratzte sich am Kopf. "Und was machen wir jetzt?"

    "Nun, wir warten einfach bis es aufhört zu schneien, es dürfte nicht mehr lange dauern." Mit diesen Worten neigte der Osterhase ein paar Mal den Kopf von links nach rechts und fügte schließlich gleichgültig hinzu: "Es schneit höchstens noch für drei Jahre."

    Harald verdrehte die Augen. Mit Entsetzen sah er sich tagelang Schnee räumen. Hätte er sich doch bloß nicht immer weiße Weihnachten gewünscht!

    Der Osterhase zuckte mit seinen Barthaaren, als sich ein paar Schneeflocken darin verfingen. Er sah zum Himmel und machte ein nachdenkliches Gesicht.

    "Okay", sagte er plötzlich, "Okay, ich denke, es ist wirklich schon genug Schnee. Wenn es so weiterschneit, werden wir schließlich beide nicht rechtzeitig mit unserer Arbeit fertig."

    Harald seufzte erleichtert. Der Osterhase drehte sich einmal im Kreis, murmelte ein paar unverständliche Worte und trampelte mit den Füßen dreimal kräftig in den Schnee. Sekunden später tänzelte die letzte Schneeflocke verträumt vom Himmel und landete genau auf Haralds Nasenspitze.

    "Das war's", sagte der Osterhase zufrieden und klopfte sich den Schnee von seinem roten Mantel. "Dann können wir ja jetzt beide unserem Job nachgehen. Es wird schließlich höchste Zeit!"

    Er drehte sich um und stapfte auf einen prächtigen Schlitten zu, der von einem Schimmel gezogen wurde. Der Schlitten war über und über mit Geschenken beladen, die unter einer dicken Schneeschicht verborgen waren.

    "Warte!", rief Harald hinter ihm her.

    Der Hase blieb stehen und drehte sich fragend um.

    "Danke für die weiße Weihnacht!", sagte Harald etwas verlegen und fühlte sich in diesem Moment wie ein kleiner Junge. Der Osterhase nickte stumm und stieg auf den Schlitten. Harald blickte ihm nach bis der Schlitten nur noch ein kleiner Punkt irgendwo ganz weit hinten am Ende der langen Straße war.

    Harald sah auf die Uhr. Jetzt wurde es aber wirklich höchste Zeit, die Straßen frei zu räumen!

    Gegen Mittag war Harald mit seiner Arbeit fertig. Mit einem "Fröhliche Weihnachten!" auf den Lippen ging er am Pförtnerhäuschen vorbei und verließ das Betriebsgelände.

    Der Pförtner, verwundert über Haralds Stimmungswechsel, murmelte ein "Danke, ebenso" und sah ihm über den Rand seiner Brille kopfschüttelnd nach.

    "Es tut mir leid, das war der Letzte", sagte der Tannenbaumverkäufer und deutete auf ein kleines Tannenbäumchen, das ein Rentner gerade an Harald vorbei trug.

    Scheppernd fiel das Tor des Bauzaunes, der die Verkaufsfläche abgrenzte, ins Schloss. Der Verkäufer verriegelte es sorgfältig mit einem rostigen Vorhängeschloss. "Trotzdem ein frohes Fest!", sagte er und klopfte Harald aufmunternd auf die Schulter. Kurz darauf verschwand er auf seinem alten Motorroller im Weiß des Dezembertages.

    Mit schlurfenden Schritten machte sich Harald auf den Weg nach Hause. Plötzlich glaubte er ein leises Klingeln hinter sich zu hören. Er drehte sich um, konnte aber niemanden sehen.

    Als er wieder nach vorne sah, wäre er fast über einen wunderschönen Tannenbaum gestolpert, der plötzlich vor seinen Füßen lag. Erstaunt hob er den Baum auf und sah sofort den Zettel, der mit einer roten Schleife an der Spitze befestigt war. "Ich hoffe, ich habe dir deinen Wunsch für dieses Jahr erfüllt", las Harald laut. Erfreut legte er den Baum über seine Schulter.

    "Danke, Osterhase, und bestell dem Weihnachtsmann gute Besserung!", rief er zum Himmel hinauf und ging fröhlich pfeifend nach Hause.

    ***

    Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art bedürfen der Zustimmung der Rechteinhaber.

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