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Das Christkind hat ein kleines Problem© Fiona AbelEs war knapp vor Weihnachten und das Christkind hatte viel zu tun. Die Säcke mit den Geschenken mussten hergerichtet und beschriftet werden. Die Engel suchten für jede Familie die Geschenke zusammen. Auf jedem Geschenk war ein Anhänger gebunden auf dem stand, für wen das Geschenk ist und wo der Empfänger wohnt. Das Christkind steckte die Geschenke für jede Familie in einen Sack, auf dem dann der Name der Familie stand. Diese Geschenksäcke waren ganz besondere Säcke. Sie waren aus Jutestoff, einem ganz rauen aber sehr gut haltbaren Material. Die Elfen stellten diesen Jutestoff her und die Feen streuten Zauberstaub darauf, damit die Säcke fliegen konnten. Das war sehr praktisch, dass die Jutesäcke fliegen konnten, denn so musste das Christkind die vielen, vielen Geschenke in den Säcken nicht selber tragen. Und am 24. Dezember flog dann das Christkind los, um die Geschenke zu den Kindern und Familien zu bringen, und die Geschenksäcke flogen hinterher. Dabei waren die Säcke so in einer Schlange angeordnet, dass sie in der Reinfolge der Adressen auf der Flugroute des Christkindes aneinandergereiht waren. Das war sehr hilfreich für das Christkind, denn es konnte so ganz schnell alle Geschenksäcke verteilen. Jetzt werdet Ihr gleich aufspringen und zum Fenster laufen und zum Himmel schauen, aber Ihr werdet keine Geschenksäcke am Himmel erkennen können, weil die Säcke unsichtbar sind und die Geschenke erst dann sichtbar werden, wenn sie unter dem Christbaum liegen. Dieses Jahr war die Liste mit den Namen der Familien und Kindern besonders lang. Da musste das Christkind viel arbeiten und es wurde immer müder und müder. Einen Geschenkanhänger nach dem anderen las das Christkind und steckte dann das Geschenk in den richtigen Sack. Doch je länger das Christkind arbeitete, desto öfter machte es einen Fehler. Es steckte ein Paket für die Kinder der Familie Mayer aus Wien, in den Geschenksack der Familie Meister aus Salzburg! Zum Glück bemerkten die Engel, dass immer wieder ein falsches Geschenk in einem Geschenksack landete. "Halt! Christkind, was machst du denn da? Das ist das falsche Geschenk für diesen Geschenksack!", riefen die Engel. Das Christkind erschrak: "Nein, nicht schon wieder! Die Buchstaben auf den Anhängern mit den Adressen darauf sind aber auch sehr klein geschrieben!" Die Engel steckten das richtige Geschenk in den richtigen Geschenksack. "Christkind, du muss genauer lesen, was auf den Anhängern der Geschenke steht!", sagte der älteste Engel. Und er machte sich Sorgen um das Christkind. "Die Buchstaben beginnen vor meinen Augen zu tanzen! Und meine Augen brennen ganz furchtbar! Das liegt daran, dass die Buchstaben viel zu klein sind!", sagte das Christkind. Aber der älteste Engel schüttelte den Kopf. "Nein, so geht das nicht weiter. Du musst zum Augenarzt gehen, liebes Christkind! Sofort!" Das war eine gute Idee, doch zu welchem Augenarzt sollte das Christkind denn gehen? Im Elfenland, im Feenreich und im Himmel bei den Engeln gab es keinen Augenarzt. Da meldet sich eine kleine Elfe: "Bitte, ich weiß einen Augenarzt! Bitte, ich weiß wo, man den Augenarzt finden kann!" Alle Engel und auch das Christkind sahen die kleine Elfe neugierig an. "Dann bitte sage mir doch, wo ich diesen Arzt finden kann! Ich muss doch morgen die Geschenke zu den Kindern und Familien bringen, aber ich kann meine Liste nicht lesen. So kann ich keine Geschenke unter den Christbaum legen!", sagte das Christkind ganz verzweifelt. Die kleine Elfe richtete sich ganz gerade auf, damit sie ein wenig größer aussah, und sagte: "Da gibt es bei den Menschen einen Arzt, der behandelt Mäuse, Elfen, Feen, Engel und auch viele andere Fabelwesen. Er wohnt in einem Land mit vielen Bergen und Seen. Die Stadt ist ganz leicht zu finden. Das Haus, in dem der Arzt seine Ordination hat, steht auf einem Platz auf dem auch eine Schule und eine Kirche stehen. Er wird dir helfen!" Dann reichte die kleine Elfe dem Christkind einen Zettel mit der genauen Adresse. Das Christkind kniff die Augen zusammen und versuchte die Buchstaben auf dem Zettel zu entziffern. "Das sind ja winzige Buchstaben! Am besten wird es sein, du begleitest mich, kleine Elfe!" Die kleine Elfe freute sich, dass sie dem Christkind helfen konnte. "Ich schicke dem Arzt nur eine Nachricht, damit er auf euch wartet! Es ist schon spät am Abend und er will sicher gleich nach Hause gehen!", rief der älteste Engel. Und er schickte mit Zauberkraft einen Brief zu dem Arzt. Der Brief landete genau vor den Füßen des Augenarztes. Er bückte sich nach dem Brief und öffnete ihn. "Bitte warten Sie noch auf einen Patienten - das Christkind braucht ihre Hilfe! Danke!", stand in dem Brief. Der Augenarzt wunderte sich nicht über den Brief. Schon oft hatte er Mäusen, Elfen, Feen und andern Fabelwesen geholfen, wenn sie Augenschmerzen oder eine Augenverletzung hatten oder einfach nur eine Brille brauchten. Aber dass das Christkind nun zu ihm kommen wollte, machte den Arzt ein bisschen nervös. Es war der Abend vor Weihnachten und er hoffte, dass er dem Christkind helfen konnte, damit es am nächsten Abend die Geschenke verteilen konnte. Es dauerte nur wenige Augenblicke und das Christkind und die kleine Elfe waren in der Ordination des Augenarztes angekommen. Doch der Augenarzt konnte nur die kleine Elfe sehen. "Wo ist denn das Christkind?", fragte der Augenarzt. "Ich bin hier!", sagte eine leise, zarte Stimme. "Ich weiß, dass Menschen dich nicht sehen können, aber wenn ich dich untersuchen soll, muss ich dich sehen können!", sagte der Arzt. Im nächsten Moment konnte er das Christkind sehen. Es war ein liebliches, zartes Wesen. "Bitte setze dich auf den Sessel, damit ich deine Augen untersuchen kann", sagte der Arzt und das Christkind schwebte zum Sessel und setzte sich hin. "Versprich mir bitte, dass du niemandem erzählst wie ich aussehe. Es soll ein Geheimnis bleiben", bat das Christkind. Der Arzt versprach es und begann mit der Untersuchung. Er sagte ein paar Mal "Hm!" und ein paar Mal "Gut, gut!" Und dann fasste der Augenarzt in eine Schublade und holte eine kleine Schachtel heraus. "Du brauchst eine Brille, liebes Christkind! Mal sehen, ob ich dir eine Brille basteln kann. Du brauchst nämlich dringend eine Brille, damit du die Adressen genau lesen kannst." Noch bevor das Christkind etwas sagen konnte, fing der Arzt schon an zu basteln. Er holte viele kleine Teile aus der Schachtel und mit einer Pinzette, einer Lupe und einem winzigen Schraubenzieher arbeitete er an der Brille. Die kleine Elfe schaute dem Augenarzt ganz genau auf die Finger. "Warum gibst du dem Christkind keine Menschenbrille?", fragte die kleine Elfe. Der Arzt antwortete: "Weil die Brille eines Menschen viel zu groß für das Christkind ist. Keine Sorge, ich habe schon für viele Elfen, Feen und Mäusen eine Brille gebastelt. Ich hoffe nur ich habe noch genügend Teilchen." Und er arbeitete weiter. Plötzlich rief er: "Ja! Ich bin gleich fertig!" Wenige Minuten später war die Brille für das Christkind tatsächlich fertig. "Bitte sehr, Christkind, hier hast du deine Brille. Ich hatte noch genügen Material um dir eine Brille zu basteln!", sagte der Arzt. Das Christkind setzte die Brille auf und war zufrieden. "Danke, jetzt kann ich endlich wieder alles genau sehen. Was wünschst du dir? Gibt es einen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?", fragte das Christkind. Der Arzt lächelte nur. "Alles was ich mir wünsche ist ein friedliches Weihnachten!" Dieser Wunsch gefiel dem Christkind. "Ein guter Wunsch. Ich werde versuchen alles dafür zu tun, damit es ein friedliches Weihnachtsfest wird." Und schon waren das Christkind und die kleine Elfe wieder verschwunden. Es war endlich Weihnachten. Der Augenarzt musste noch immer an das Christkind denken. Er freute sich, dass er dem Christkind hatte helfen können. Leider konnte er niemandem von dem Christkind erzählen, er hatte es ja versprochen. Das Christkind konnte nun mit der neuen Brille wieder gut sehen. Die letzten Geschenke wurden schnell in die Jutesäcke gegeben und dann war es auch schon Zeit, allen Kindern und Familien die Geschenke zu bringen. Bevor das Christkind allerdings losflog, kam die kleine Elfe angelaufen und gab dem Christkind eine kleine Schachtel. "Das ist noch für den Arzt!", sagte die kleine Elfe. Das Christkind schmunzelte und dankte der kleinen Elfe. Dann machte sich das Christkind auf den Weg die Geschenke unter die Christbäume zu legen. Als es Abend wurde, feierte der Arzt mit seiner Familie ein friedliches Weihnachtsfest. Das Festessen schmeckte so gut wie noch nie zuvor, und die Weihnachtslieder klangen dieses Jahr besonders schön. Dann war es Zeit, die Geschenke auszupacken. Alle packten ihre Geschenke aus und waren glücklich. Schließlich lag noch ein kleines Paket unter dem Baum. Auf dem Geschenkanhänger stand der Name des Arztes. Der Arzt öffnete das Päckchen und musste lächeln. Das Päckchen war gefüllt mit vielen Teilchen und Material um viele, viele kleine Brillen zu basteln. Und es lag auch ein kleines Zettelchen in dem Päckchen, auf dem zu lesen war: "Danke für die Hilfe. Dieses Päckchen wird immer gut gefüllt sein, damit alle, die eine Brille brauchen, auch eine Brille bekommen können. Das Christkind." "Woher kommt dieses Päckchen?", fragten die Kinder des Arztes. Er schmunzelte. "Das ist vom Christkind. Es ist ein ganz besonderes Geschenk." Er freute sich sehr, denn er wusste, dass er nun vielen Elfen, Feen, Mäusen und Fabelwesen helfen konnte. Es war nämlich sehr schwierig, Brillen in der richtigen Größe zu basteln. Aber dieses Problem hatte das Christkind mit diesem Geschenk gelöst. Es war eben ein weises, kluges und sehr, sehr liebes Christkind! SPIEGEL ONLINE Bestsellerautorin Patricia Koelle
Weihnachtsgeschichten von Patricia Koelle
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