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Eiskalt blau

© Janine Pflug

Seit 10 Minuten steht Paula schon gedankenversunken im Schneegewirr am Schaufenster. Dicke, wauschige Flocken haben sich auf ihren grünen Wollmantel und ihren kurzen braunen Locken gesetzt. Ihr Gesicht hat sie im weichen Schal vergraben. In der Auslage sind Teddybären zu beschauen. Sie will ihrer Nichte nämlich zu Weihnachten das perfekte Geschenk besorgen. ‚Hoffentlich bekomme ich noch was Passendes. In fünf Tagen ist schon Weihnachten. Es muss dieses Jahr was richtig Tolles für Nicole sein', überlegt sie. Voriges Mal wollte sie ihr ein Puppenservice schenken, doch leider war sie wie immer spät dran zum jährlichen Familienweihnachtsessen, sodass sie aus lauter Hektik und Hast gestolpert ist und das schöne Service futsch gewesen ist. Deshalb muss es ein Spitzengeschenk sein.

Doch was ist das? In einer dunklen Gasse 20 Meter von ihr entfernt sieht sie, wie jemand im Weihnachtsmannkostüm einen Mann zusammenschlägt. Einen kurzen Moment überlegt Paula, was sie machen soll, doch dann rennt sie schon hin und schreit: "Hey! Lassen Sie den Mann los, sonst hol ich die Polizei!"

Der Weihnachtsmann dreht sich um und flieht. Für eine flüchtige Sekunde hat sie seine Augen gesehen. Sie waren eiskalt blau. Ein Schauer läuft über Paulas Rücken. Als sie zu dem zusammengesackten Mann ankommt, wirft sie sich auf die Knie und versucht ihn anzusprechen: "Hallo? Geht's Ihnen gut? Hallo? Können Sie mich hören?"

Sie befühlt seine Halsschlagader und weicht hastig von ihm zurück. Paula hat nichts gespürt. Der Mann ist tot. ‚Oh mein Gott. Er war bestimmt erst 24 Jahre alt. Keiner hat es verdient so jung zu ...'

Plötzlich sieht sie auf der Erde etwas blitzen. Als sie näher kommt, findet sie einen kleinen goldenen Ring mit einem blauen Wappen darauf. Sie bückt sich und steckt ihn ein.

Nächsten Tag in der S-Bahn auf dem Weg zum Kurfürstendamm erinnert Paula sich noch einmal an den gestrigen Tag zurück. Nachdem sie die Polizei gerufen hatte und verhört wurde, ist sie noch eine ganze Weile durch die glitzernde Einkaufspassage gegangen. Alles kam ihr so unwirklich vor. Sie fühlte sich leer. Es war wie im Film. Die Leute drängten sich an ihr vorbei, erstickten sie fast. Als sie endlich zu Hause angekommen war, hat sie sich angezogen in ihr Bett gelegt. Irgendwann ist sie auch eingeschlafen. Doch sie wachte noch ein paarmal schweißgebadet in der Nacht auf mit den schrecklichen Bildern des Abends.

Die Menschen um sie rum starren aus den Fenstern. Es schneit immer noch. Berlin glitzert in der Morgensonne. Es scheint, als ob nichts passiert ist. Alles ist normal. "Rrrr, Rrrr", ihr Handy vibriert. Hastig kramt sie in ihrer Tasche. Als sie so sucht, findet sie den Ring. Er ist golden und hat einen dunkelblauen Stein eingefasst mit einem Wappen darauf. Als sie ihn näher betrachtet, erkennt sie es. Es ist ein Katzenkopf mit gefährlichen Augen. Sehr beängstigend. ‚Was hat das zu bedeuten?', geht Paula in Gedanken durch. Auf einmal bemerkt sie in der Innenseite des Ringes etwas. Dort sind die Initialen K.R. zu lesen. Sie überlegt: 'K.R....mmh? Wer könnte dahinterstecken? Irgendwie kommen mir die Buchstaben bekannt vor. Ich werde gleich mal etwas nachgucken.'

Nach 20-minütiger Fahrt ist Paula endlich angekommen. Sie steigt am Zoo aus und läuft die letzten 150m zur Redaktion. Sie ist nämlich Journalistin beim derzeit angesehensten Magazin Berlins. "Nilreb" schlägt zurzeit alle Verkaufszahlen. Eigentlich wollte sie Dolmetscherin werden, doch das hat nicht geklappt und so hat sie sie bei der Berliner Journalistenschule beworben und wurde auch prompt zum Einstellungstest eingeladen. So hat sie ihre Leidenschaft zum Schreiben entdeckt. Mittlerweile ist sie 27 Jahre alt, arbeitet schon zwei Jahre bei Nilreb und wohnt in einer Altbauwohnung am Hackischen Markt.

"Hey Paula! Wo bist du gewesen? Wie geht's dir? Ich hab's heute früh in der Zeitung gelesen? Erzähl mal! Das muss doch schrecklich gewesen sein", begrüßt sie Justus, ihr bester Freund. Er ist 28 Jahre und ein totaler Chaot. Doch das mag Paula so gerne an ihm. Außerdem haben sie immer Spaß und können sich alles erzählen.

"Hi Justus", sagt Paula, "mir geht's so einigermaßen. Können wir uns nicht zum Mittag treffen und ich erzähl dir dann alles? Ich muss noch was recherchieren."

"Ja ist kein Problem. Ich hol dich dann ab. Bis nachher."

Als sie an ihren Schreibtisch kommt, sieht sie die Tageszeitung von heute liegen. Auf dem Titelblatt steht: "Weihnachtsmann tötet jungen Menschen- Wechselt der Weihnachtsmann die Seiten?" ‚ Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell öffentlich wird.'

Nachdem sie den Artikel überflogen hat, sucht sie nach dem Ring. ‚Woher kenn ich nur bloß das Motiv? ... Jetzt weiß ich's!' Fieberhaft sucht sie in ihren Schreibtischschubladen, greift sich eine Zeitung und schlägt sie auf: "Der Club der schwarzen Katze steht unter Mordverdacht. Ehemalige Geschäftsführer der "SüsspopAG" brutal in seinem Büro ermordet." Es kam nie zu einer Anklage. Dem Club konnte nichts nachgewiesen werden. Das Logo des "Clubs der schwarzen Katze" ist genau das gleiche Motiv, wie auf den Rind, den Paula gefunden hat. ‚Die stecken da bestimmt mit drin. Ich muss unbedingt mal dahin.'

Eilig steht sie auf und rennt zum Fahrstuhl: "Du Justus, ich bin mal kurz weg", ruft sie ihm im Vorübergehen zu.

"Aber wir sind doch ...", antwortet Justus.

Doch Paula ist schon im Fahrstuhl verschwunden. "Das ist mal wieder typisch Paula. Immer auf Zack und sagt nie, wo sie hingeht."

Kopfschüttelnd wendet er sich wieder zu seinem Artikel.

Unten angekommen winkt sie sich ein Taxi. "Zum Club der schwarzen Katze, bitte".

Als sie den Fahrer bezahlt hat und ausgestiegen ist, steht Paula vor einem recht gut aussehenden Gebäude inmitten einer rammelvollen Einkaufsstraße. Sie kann sich das Lachen nicht verkneifen. ‚Wer hätte denn gedacht, dass so ein Club hier steht. Ich hab mir ein altes, dunkles, baufälliges Haus mit kaputtem Zaun außerhalb Berlins vorgestellt, wo nur selten jemand vorbeigeht.'

Doch das Lachen gefriert ihr im Hals, als sie die drei Männer rausgehen sieht. Der eine ältere Herr mit Hut, Zigarre und aschegrauen Kotletten, der zweite mit schwerem Mantel und ein mit tiefen Falten gezeichnetes Gesicht und der letzte ein 1.80 Meter großer Mann mit - eiskalten blauen Augen. Paula erschrickt so sehr, dass sie fast gestolpert wäre.

Schnell versteckt sie sich hinter den heutigen "Superschnäppchen" eines Schuhladens. ‚Er darf mich nicht sehen. Nachher erkennt er mich. Er war es, da bin ich mir 100% sicher. Ich muss es nur beweisen.'

Sie holt ihr Telefon raus und verabredet sich mit Justus, der ihr helfen soll.

Im vereinbarten Cafe angekommen, sieht sie ihn schon.

"Na du", sagt Justus, "was ist denn los? Sag schon. Ich bin echt neugierig."

Nachdem Paula ihm alles gesagt hatte, sieht sie seine leuchtenden Augen.

"Na klar bin ich dabei", antwortet Justus auf die Frage, ob er Paula helfen würde den Schurke zu überführen.

"Lass uns erstmal im Internet gucken, wer dieser K.R. ist. Das wird man bestimmt raus finden können", meint Paula.

"Das mach ich", antwortet Justus. "Du recherchierst mal, ob du etwas über das Opfer finden kannst. Wir treffen uns dann in zwei Stunden wieder."

Paula ruft erstmal bei der Polizei an. Vielleicht wissen die mehr. "Chrm chrm, Hallo hier ist Paula Lehm. Ich war die Augenzeugin bei dem gestrigen Mord. Ich wollte fragen, ob man schon was über das Opfer und den Täter weiß?"

Nach 10 Minuten konzentriertem Zuhören, steckt Paula das Handy ein. Jetzt muss nur noch Justus kommen. Sie hat alle Informationen, die sie braucht. In der Zwischenzeit will sie noch einmal nach Hause, um ihren Stubentiger zu füttern. Als sie die Tür öffnet kommt ihr Peter auch schon entgegen. "Na du alter Schnurrer. Hast du Hunger?" Natürlich hat er Hunger. Während Paula ihre Post durchgeht, streicht Peter ihr um die Beine.

Plötzlich klingelt ihr Telefon. Es ist Justus. Er hat Neuigkeiten und sie soll ins Cafe kommen. Schnell füttert Paula noch ihren Vierbeiner und schon ist sie wieder unterwegs.

Es ist 17.00 Uhr durch, als sie endlich ankommt. "Und? Hast du was rausgefunden?", fragt sie ungeduldig.

"Ja. Unser Mann heißt Konrad Remissi. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen. Doch jetzt ist er in Rente und seit zwanzig ist er schon ein Mitglied des Clubs der schwarzen Katze. Er hat zwei Kinder. Ein 25 Jahre alter Sohn und eine 21-jährige Tochter. Seine Frau ist durch ein mysteriösen Unfall ums Leben gekommen."

"Das ist ja interessant. Aber warum tötet er im Weihnachtsmannkostüm einen Mann? Das Opfer hieß John Block. Er war Hotelmanager. Der Kommissar sagte mir auch, dass er finanzielle Probleme hatte. Glaubst du, John hat sich Geld von Remissi geborgt, konnte es nicht zurückzahlen und deswegen wurde er umgebracht?"

"Ja, na klar! Für Geld gehen die Leute doch über Leichen. Ich bin dafür, dass wir uns eine Kamera besorgen und Konrad Remissi verfolgen. Vielleicht können wir ihn auf frischer Tat erwischen."

Nachdem sie bei Justus die Kamera geholt hatten, nahmen sie in seinem Smart die Verfolgung auf. Sie mussten bestimmt zwei Stunden warten, bis Remissi endlich den Club verließ.

"Hey, Jus, fahr nicht so dicht auf, nachher bemerken sie noch was."

"Ja ist ja gut. Du bist dann dran schuld, wenn wir sie verlieren."

Natürlich fuhr Remissi nur nach Hause in seine Prunkvilla mit riesigen Vordergarten und gepflegten Blumenbeeten. Dann werden die beiden wohl die Nacht im Auto verbringen müssen.

"Toll, dass ich auf dich gehört habe", sagte Paula genervt. "Jetzt sitze ich in deinem kleinen Smart und werde die ganze Nacht frieren. Außerdem haben wir noch nichts Wichtiges rausspionieren können."

"Mensch Paula", beruhigte sie Justus, "das dauert eben ein Weilchen. Hier hast du meinen Pullover. Was zu knabbern kannst du auch haben. Im Handschuhfach liegt was."

Als die letzten Süßigkeiten in den Bäuchen der beiden verschwunden waren, schliefen sie auch schon ein.

"Piep, piep, piep, piep"

"Was ist denn das?", rief Justus soeben aus dem Schlaf gerissen.

"Mein Handy klingelt", antwortete Paula noch sehr verschlafen. "Ja, hallo? Was?...Nein wirklich?... Danke Herr Kommissar. Auf Wiedersehen. Du, Justus, es ist was ganz Schlimmes passiert. Der Kommissar hat mir gerade gesagt, dass es noch einen Mord gab und er denkt, dass er mit dem anderen in Verbindung steht und ich solle vorsichtig sein."

"Oh Gott", stotterte Justus. "Weißt du was das bedeutet? Konrad Remissi kann es nicht gewesen sein. Wir haben die falsche Spur verfolgt. Was weiß man über das Opfer?"

"Na pass mal auf. Es war die Schwester von John Block, Sarah Block. Aber trotzdem bin ich mir hundertprozentig sicher, dass es Konrad Remissi gewesen sein muss. Was ist denn mit den Initialen und dem Ring? Es passt doch alles zusammen. Lass uns doch mal probieren, in die Wohnung von Sarah Block zu kommen." Möglicherweise war die Polizei noch nicht da."

Nachdem sie über der Telefonauskunft die Adresse rausbekommen haben, sind sie auch schon unterwegs. Angekommen in der Domenikusstrasse 44c steigen sie die Treppen empor in die fünfte Etage.

"Los Paula drück mal die Klinke", sagt Justus, "vielleicht haben wir Glück und sie ist offen."

Und tatsächlich die Tür ist auf. Komisch, wer schließt seine Tür nicht ab?

Sie gehen beide langsam durch den kleinen dunklen Flur. An den Wänden hängen Bilder. Die Wohnung ist modern möbliert. Sarah muss gern gekocht haben, denn in ihrer Küche sind die verschiedensten Gewürze, Kochbücher und Messgeräte.

"AHAHAH!" ,schreit Paula plötzlich, "was war das? JUSTUS!"

"Schrei nicht so laut. Das ist doch nur eine kleine Katze. Guck mal, du hast sie ganz schön erschreckt."

"Oh das tut mir leid. Ich dachte es ist jemand hier. Na du! Du bist ja süß. Ich werde dir mal erstmal was zu fressen geben."

Anschließend suchen sie weiter. Justus geht durch das Wohnzimmer. ‚Wirklich schön eingerichtet. Es müsste mal wieder Staub gewischt werden. Hey was ist das?' Justus geht langsam auf ein Bild zu. Darauf sind drei Menschen zu erkennen.

Als er es näher betrachtet, erschrickt er. "Das glaube ich jetzt nicht. Das kann nicht war sein! Pau...PAULA! Komm mal schnell her. Ich hab hier etwas gefunden."

Paula, die gerade beschäftigt gewesen war den Kleiderschrank zu durchsuchen, eilt zu Justus. "Was hast du denn?" Zeig mal her...Wa...Was macht denn Konrad Remissi auf dem Foto mit Sarah?", stotterte Paula.

"Guck mal näher hin", machte Justus sie aufmerksam. "Siehst du noch jemanden?"

Blitzartig fuhr ein Schlag durch ihren Körper. Die dritte Person, die dort zu sehen ist, muss der Sohn von Konrad Remissi sein. Und er hat genau die gleichen eiskalt blauen Augen.

"Warum sind wir da nicht früher darauf gekommen?", sagte Paula. "Es muss der Sohn gewesen sein. Wie soll ein Rentner auch so schnell weglaufen?"

"Hast du den Ring an seinem Finger gesehen? Es ist der gleiche, wie der, den du gefunden hast. Komm lass uns gehen, wir müssen jemand anderes verfolgen."

Unten angekommen rief Paula in der Redaktion an. Ihre Kollegin Susi soll rausfinden, wie der Sohn von Konrad Remissi heißt und die Anschrift ist.

Paula guckt schön unglaubwürdig, als sie das Neuste von Susi hört und lacht. "Justus, rat mal wie der Sohn heißt? Konrad junior Remissi. Genau wie sein Vater K.R.. Achtung, du musst rechts abbiegen. Er wohnt in der Friedrichstrasse."

Nach einer Stunde Wartezeit vor seinem Apartment, werden sie endlich belohnt. Konrad junior verlässt das Haus. In seiner rechten Hand hält er einen Müllbeutel. Als er die Tonne öffnet, versichert er sich erst, ob ihm jemand zuguckt.

"Sehr verdächtigt", sagt Justus. "Lass uns gucken gehen, was er weggeworfen hat."

Schnell verlassen sie das Auto und steuern auf die Mülltonne zu. Sie öffnen den Beutel und finden:

"Müll, hier ist nur Müll", sagt Justus enttäuscht. "Wir sind wieder auf der falschen Fährte."

"Nicht ganz, Jus", antwortet Paula verschmitzt. "Ich sehe da noch etwas."

Sie holt einen anderen Müllbeutel hervor, öffnet ihn und schwupps ein rotes Weihnachtsmannkostüm kommt zum Vorschein.

"Komm wir gehen zur Polizei."

Mit dem Kostüm im Schlepptau betreten sie das Büro des Kommissar Grette. Er ist ein, ja wie sagt man, etwas dickerer Mann mit graubraunen Haaren und dicken Pausbacken. Er wirkt aber sehr freundlich und sympathisch.

"Frau Lehm, was führt Sie zu uns?", fragt Kommissar Grette.

"Also, ich war ...", fängt Paula an.

Als die Geschichte erzählt war, sagt Herr Grette: "Na da hatten sie ja ein Abenteuer."

Er drückt auf ein Knopf und sprich in das Mikrophon: " Müller, bringen sie mir Konrad junior Remissi. Er ist hiermit festgenommen. Und nun noch mal zu ihnen Frau Lehm, warum haben sie den Ring nicht bei uns abgegeben?"

Paula wir rot und stottert: "Upps. Ich glaube das hab ich vergessen. Ich habe es wirklich nicht mit Absicht getan. Ich ..."

"Ist schon gut", antwortet Kommissar Grette und zwinkert Paula zu, "Ich werde darüber hinwegsehen. Sie haben uns ja den Übeltäter geschnappt."

Paula fällt wirklich ein Stein vom Herzen und gibt ihm den Ring. "Kommissar Grette, der Täter ist da".

"Danke Müller. Wollen sie beide mit zur Verhörung?"

Justus und Paula nicken.

"Herr Remissi, wissen Sie, warum Sie hier sind?"

"Nein", antwortet Konrad junior patzig, "ich will hier raus. Ich habe nichts gemacht. Ich will einen Anwalt."

"Nicht so ungestüm. Kennen Sie diesen Mann?" Er schiebt ihm ein Bild von der Leiche John Blocks hin.

"Nein kenn ich nich. Was soll das?"

"Ach nein wirklich? Diese Frau?" Er schiebt ihm ein Foto von Sarah Blocks Leiche hin.

Remissi stockt einen Moment. "Äh...nein." Flüstert nur für ihn hörbar: "Diese kleine Schlampe".

"Was haben Sie da gesagt? Remissi, antworten Sie oder ich stecke Sie gleich in den Knast!"

Remissi wütend und aufbrausend, dabei zucken seine buschigen Augenbrauen über seine Augen. Seine fettigen Haare reichen ihm bis zu den Ohren: "Ich hab gesagt ‚DIESE KLEINE SCHLAMPE!' ".

"Also kennen Sie sie doch?"

"Na klar wir sind seit 1 ½ Jahr ein Paar gewesen. Ich habe sie geliebt."

"Haben Sie Sarah Block getötet?" "Ja, sie hat's nicht anders verdient. Vor drei Tagen hat sie mich mit einer anderen Frau im Bett erwischt. Ich hab ihr versucht, alles zu erklären, doch sie hat mit mir Schluss gemacht. Sie ist nicht mal mehr an's Telefon gegangen. Nächsten Tag kam dann ihr Bruder und hat mir gedroht, ich soll sie in Ruhe lassen. Dieser Penner. Er hat doch keine Ahnung. Abends hab ich ihm dann aufgelauert und hab diesen Mistkerl erwürgt."

"Ich schätze mal, Sie haben sich als Weihnachtsmann verkleidet. Leider wurden Sie dabei beobachtet."

"Wer war es? Sagen Sie mir den Namen. Ich bringe ihn um. Das war doch ein perfektes Kostüm. Ich bin nicht aufgefallen".

"Das tut nichts zur Sache. Sie haben John Block umgebracht. Dafür kommen Sie in den Knast."

"Na und. Ist mir doch egal. Irgendwann bin ich wieder draußen. Ich habe ein einflussreichen Vater."

"Was ist mit Sarah Block passiert?"

"Ich habe ihr vor ihrer Wohnung aufgelauert, doch sie wollte nicht mit mir reden. Sie ist abgehauen. Dann bin ich ihr hinterhergefahren. Irgendwann musste sie dann aussteigen. Ich habe aus Liebe getötet. Ich habe sie geliebt."

"Konrad junior Remissi, hiermit sind sie festgenommen. Sie werden wegen zwei Morden angeklagt. Schafft ihn weg."

Frau Lehm und Herr Regen, ich möchte mich noch mal für Ihre Hilfe bedanken. Sie dürfen jetzt gehen."

Nachdem sie das Revier verlassen hatten, fährt Justus Paula noch nach Hause.

"Und was sagst du zu unsern Fang, Paula?", fragt Justus. "Ich bin glücklich, dass dieses Schwein lange Zeit hinter Gittern ist. Wir sind ja schon da. Ich würde dich ja fragen, ob du mit hochkommen willst. Aber ich bin zu müde."

"Ist schon okay. Na gut, dann schlaf schön. Tschüss."

"Tschüssi, bis morgen früh in aller Frische."

Erschöpft lässt sich Paula auf ihr Bett fallen. Doch sie quält sich noch mal auf, um zu duschen und was zu essen. Dann liegt sie wieder im Bett und schläft traumlos bis zum nächsten Tag durch.

Als sie zur Arbeit kommt, ist Jus schon da.

"Na alles gut überstanden?", fragt er.

"Klar, warum auch nicht."

"Du siehst aber gar nicht krank aus."

"Wie krank? Ich war doch gar nicht krank!"

"Na klar, vier Tage hast du gefehlt. Du hattest Grippe".

"Aber ... aber was ist mit Konrad j. Remissi?"

"Wer ist denn das? Hab ich noch nie gehört ..." '

Das glaube ich jetzt nicht. Kann sich Jus nicht mehr an gestern erinnern? Was ist denn los? Hab ich das geträumt? Das kann nicht sein'

"Du weißt wirklich nichts mehr von gestern?"

"Doch, ich war den ganzen Tag arbeiten." Verwirrt und unsicher geht Paula zu ihren Schreibtisch. ‚Heut ist schon der 23. Ich muss doch noch ein Geschenk für Nicole besorgen.' Hastig zieht sie sich wieder an. Als sie in ihrer Tasche nach ihrem Portemonnaie sucht, fühlt sie auf einmal was kleines Kaltes in ihren Fingern. Es ist ein kleiner goldener Ring mit einem Katzenkopf.

***

Eingereicht am 15. April 2007

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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