Weihnachtskrimi - Weihnachtsgeschichten - Krimi
Weihnachtskrimi Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent
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Chris Kind

© Rudolf Jagusch

"Der Weihnachtsmann ist tot!", hörte Kriminalhauptkommissar Bohleber, schaute von seinen Unterlagen auf und erblickte im Eingang seines Büros seinen Kollegen Kommissaroberinspektor Walter Götze.

"Und wer kommt für dich als Täter in Betracht? Das Christkind etwa? Falls es deine Eltern dir noch nicht gesagt haben: Es gibt keinen Weihnachtsmann", erklärte Bohleber.

"Schwing keine schlauen Reden und komm mit. Ein Toter drüben im Einkaufscenter."

Bohleber schnappte sich seine Jacke und folgte Götze die Treppe hinab. Kurz darauf saßen sie im Wagen und bogen vom Parkplatz des Präsidiums auf die Hauptstraße ein.

"Das Opfer heißt Gerrit Klein, männlich, dreiundvierzig Jahre alt und ledig. Sie haben ihn auf dem Männerklo gefunden. Er verrichtete gerade sein Geschäft."

"Dabei wird man nicht gerade gerne gestört. Todesart?"

"Kopfschuss, wie der neue Kollege von der Schutzpolizei erwähnte."

"Der Bayer?"

"Ja, Dimpfelmoser. Gerade eine Woche im Dienst und schon so was. Der muss ja einen Eindruck von Köln bekommen."

Als Götze den Wagen vor dem Haupteingang des Einkaufscenters parkte, erwartete sie Dimpfelmoser, um sie einzuweisen.

"Grüß Gott, die Herren Kommissare. Bitte folgen Sie mir."

Dimpfelmoser stürmte in die Halle und führte sie über zwei Rolltreppen zum Gäste-WC.

"Da drin liegt er."

Bohleber betrat das Männerklo, Götze folgte. Die Spurensicherung arbeitete fieberhaft.

"Kein netter Anblick", sagte Bohleber, als er in die Kabine blickte, in der das Opfer in einem Weihnachtsmannkostüm gekleidet, mit herunter gelassener Hose, immer noch auf dem Klo saß. Er war zur Seite gekippt und lehnte mit dem Oberkörper an der Wand. Überraschend wenig Blut war zu sehen. Klein hielt eine Pistole in seiner rechten Hand. Olschewski von der Spurensicherung trat zu ihnen und erklärte: "Steckschuss. War sofort tot."

Bohleber fragte: "Selbstmord?"

"Kann ich noch nicht sagen", antwortete Olschewski, "Ich muss mir den Leichnam noch genauer ansehen, Schmauchspuren und so weiter."

Bohleber nickte.

"Sonst irgendetwas Besonderes?"

"Da gibt es tatsächlich eine Sache."

Olschewski winkte einen Kollegen heran, der ihm eine durchsichtige Tüte in die Hand drückte. Olschewski hielt sie so hoch, dass Bohleber und Götze hineinschauen konnten.

"Äh, eine flache Frikadelle", sagte Götze, "Was soll daran Besonderes sein? Sollte vermutlich sein Mittagessen werden."

"Hm, vielleicht", antwortete Olschewski, "Finde ich trotzdem seltsam. Sie ist noch halb gefroren und er hatte sie in der Innentasche versteckt. Na ja, ich ruf euch nachher an und gebe euch einen vorläufigen Bericht."

Olschewski ließ sie stehen und widmete sich wieder dem Opfer.

Bohleber fragte Dimpfelmoser: "Wer hat den Weihnachtsmann gefunden?"

"Die Putzfrau. Sie hatte sich gewundert, warum der so lange brauchte. Als er auf ihre Fragen hin nicht antwortete, öffnete sie dir Türe von außen."

Bohleber drehte sich zu Götze um und sagte: "Kümmere du dich mal um die. Ich werde in der Zwischenzeit mal mit jemandem aus der Verwaltung sprechen."

*

Bohleber wurde vom Leiter der Centerverwaltung, Eduard Fochtler, persönlich in dessen modern eingerichtetem Büro empfangen.

"Schlimme Sache, sehr schlimm", sagte Fochtler und zündete sich eine Zigarette an.

Bohleber nickte.

"Können Sie mir etwas über Gerrit Klein erzählen?"

Fochtler zuckte mit den Schultern. "Zuverlässiger Bursche, wenn auch ein wenig rebellisch. Arbeitet immer in der Adventszeit für uns und spielt hier den Weihnachtsmann, jetzt schon im siebten Jahr. Verkrachte Existenz. Hat sich bei mir mal ausgeheult. Scheidung, kein Umgangsrecht mit den Kindern und so weiter. Die letzte Zeit hatte ich auch den Eindruck, dass er zu viel trank."

Bohleber zog die Stirn kraus. "Was meinen Sie mit rebellisch?"

Fochtler seufzte. "Ach, mehrere Dinge fallen mir dazu ein. Der faselte ständig von einem Betriebsrat. Glauben Sie mir, Herr Kommissar, so was brauchen wir hier nicht. Jeder meiner Angestellten kann mit seinen Problemen zu mir kommen, ich habe immer ein offenes Ohr. Klein hatte darüber hinaus die Angewohnheit, seine Kollegen zu begleiten und für sie zu sprechen, wenn diese einen Termin bei mir hatten."

"Trotzdem haben Sie ihn jedes Jahr erneut eingestellt?"

Fochtler wiegte den Kopf und sagte: "Ich sagte es ja schon. Klein war zuverlässig. Findet man heute leider nicht mehr so oft. Vor Weihnachten wird hier jeder Mann gebraucht, da darf es keine Ausfälle geben - und, äh, auch keine unangenehmen Ereignisse. Wann kann ich damit rechnen, dass die Toiletten wieder frei gegeben werden?"

Bohleber antwortete nicht sondern fragte: "Hatte er Freunde unter den Kollegen?"

Fochtler zog an seiner Zigarette und blies den Rauch zur Decke. "So genau weiß ich das nicht, schließlich laufe ich nicht hinter jedem meiner Angestellten her. Aber ich habe ihn öfters mit Jogi Indischwar gesehen, einem Angestellten bei Mac Burger."

Bohleber ließ sich noch weitere Informationen über Klein und Indischwar mitgeben und verabschiedete sich dann von dem Verwaltungsleiter.

*

Einige Stunden später saß Bohleber mit Götze in seinem Büro. Nachdem sie sich ausgetauscht hatten, fasste Götze zusammen: "Also, für mich riecht alles nach Selbstmord. Scheint ein Kandidat dafür zu sein."

"Kann sein", bestätigte Bohleber, "Aber wenn Klein sich nicht selbst getötet hat, wer käme dann in Frage?"

Götze schaute zur Decke und schürzte die Lippen, dann sagte er: "Die Exfrau, weil sie sauer auf ihn ist, ausbleibende Unterhaltszahlung oder so was."

Bohleber nickte: "Könnte sein. Was ist mit Fochtler? Scheint mir trotz seiner fürsorglichen Worte ein Hardliner zu sein."

"Der hat kein Motiv. Er hätte Klein gar nicht einstellen brauchen, dann wäre er das Problem viel einfacher losgeworden."

Das Telefon riss sie mit einem Klingeln aus ihren Überlegungen. Bohleber hob ab und hörte Olschewski. "Klein hat sich nicht selbst erschossen. Ich habe mir den Eintrittswinkel der Kugel angesehen. Er hätte sich verrenken müssen, um die Pistole entsprechend anzusetzen. Das ist das eine, was ihr wissen solltet."

"Und das andere?", fragte Bohleber, der seine Telefonanlage auf laut gestellt hatte, damit Götze mithören konnte.

"Die Frikadelle. Sie ist vollkommen vergammelt. Ob du die isst oder Scheiße, kommt fast aufs Gleiche raus. Ich habe umgehend das Gesundheitsamt informiert. Von der Form her würde ich darauf tippen, dass die Frikadelle von Mac Burger ist."

Bohleber bedankte sich bei Olschewski und legte auf.

"Was hältst du von einem Ausflug ins Einkaufscenter nach Mac Burger? Ich lade dich zum Essen ein", fragte Götze und grinste breit über sein Gesicht. Bohleber verkniff angeekelt sein Gesicht, sagte dann: "Ich möchte vorher bei Kleins Kumpel vorbei fahren, dem Inder."

Götze riss erstaunt die Augen auf. "Du denkst doch nicht etwa, dass der das war?"

Bohleber zuckte mit den Schultern. "Als Inder ist er sicherlich Buddhist und denen sind Kühe heilig. Vielleicht verseucht er das Burgerfleisch, um sich so an unsere Gesellschaft zu rächen und Klein ist dahinter gekommen."

"Glaubst du an deine Theorie?"

Bohleber schüttelte den Kopf. "Ne, eigentlich nicht. Aber mein Gespür sagt mir, dass dieser Inder uns einen entscheidenden Hinweis geben kann und wir daher zunächst einen Abstecher bei ihm machen sollten."

*

Eine halbe Stunde später hob Götze den Finger, um an der Wohnungstüre von Indischwar zu schellen, als Bohleber gerade noch die Hand seines Kollegen zurückreißen konnte. Götze wandte sich überrascht Bohleber zu und wollte protestieren, schwieg aber, als Bohleber den Finger auf die Lippen legte und mit der anderen Hand auf das zersplitterte Schloss zeigte. Bohleber zog seine Dienstwaffe, drückte leise die angelehnte Wohnungstüre auf und horchte. Götze folgte ihm, nun ebenfalls mit seiner Walther in der Hand, in die Wohnung.

"Mich fertig machen? Du indisches Stück Scheiße!", hörte Bohleber plötzlich aus dem Raum links von ihm. Er schlich weiter voran und spähte hinein. Ein kleiner, kräftig gebauter Mann stand mit dem Rücken zu Bohleber und verdeckte so zum größten Teil einen anderen Mann, der auf dem Sessel vor dem Stämmigen saß.

"Gerrit wird alles auffliegen lassen. Er hat versprochen, mir zu helfen."

Bohleber erkannte anhand der ausländisch gefärbten Ausdrucksweise, dass der Mann im Sessel Indischwar sein musste.

Der kleine Stämmige lachte laut. "Deinen Gerrit habe ich umgelegt, der wird gar nichts mehr. Hab ihm beim Scheißen eine Kugel durch den Kopf gejagt."

Indischwar heulte wütend auf. "Aber dein Fleisch ist schlecht! Meine Familie hat bei dir gegessen und alle sind krank geworden."

"Das ist mit Scheiß egal", zischte der Stämmige, "Solange ich der Besitzer der Filiale bin, bestimme ich, was wir verarbeiten. Mir steht das Wasser bis zum Hals. Bessere Qualität ist nicht mehr drin! Ich lass mir von euch Spinnern nicht das Weihnachtsgeschäft kaputt machen und in die Gosse stoßen!"

"Aber es ist vergammelt!", brüllte Indischwar, "Es stinkt schon, wenn ich die Kisten auspacke!"

Der Stämmige zischte ein scharfes "Still!" und hob seinen Waffenarm.

Bohleber konnte nicht länger warten. "Hände hoch!", brüllte er und stürmte, gesichert von Götze, auf den Stämmigen zu. Dieser drehte sich überrascht um und wurde im selben Moment von Bohleber überwältigt und zu Boden geworfen.

Bohleber zückte seine Handschellen und fesselte den Stämmigen.

"Alles klar?", fragte er Indischwar. Dieser schaute Bohleber mit riesigen Augen an, bestätigte dann durch ein Nicken.

"Wer ist das?", fragte Bohleber Indischwar.

"Mein Chef, Herr Kind. Der Besitzer von Mac Burger."

Götze, der immer noch sichernd mit der Waffe im Anschlag hinter Bohleber stand, lachte plötzlich. Als Bohleber aufstand und ihn überrascht anschaute, sagte Götze: "Wie heißt dein Chef mit Vornamen?"

Indischwar schaute Götze unsicher an und murmelte: "Soviel ich weiß Christian."

Nun fiel auch Bohleber in das Lachen von Götze ein und sagte: "Ich würde meinen Arsch drauf verwetten, dass Kind von seinen Kumpels Chris gerufen wird."

***

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Eingereicht am 09. April 2007

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