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... kommt mit seinen Gaben© Eva MarkertRoman erwachte. Er hörte ein Geräusch an der Zimmertür. Waren seine Eltern schon von der großen Weihnachtsparty bei Onkel Dietmar und Tante Erika zurück? Ihm war etwas mulmig. Mit einer Hand tastete er auf dem Nachttisch nach dem Handy. Lautlos öffnete sich die Tür. "Mama? Papa?", flüsterte Roman. Eine dunkle Gestalt erschien. Roman verschluckte sich beim Atmen, wie immer, wenn sein Herz schnell klopfte. Er fand den Schalter der Nachttischlampe und knipste sie an. Seine Augen wurden ganz weit. Ungläubig starrte er auf den Weihnachtsmann, der auf sein Bett zukam. Der Mann in dem roten Mantel hatte dicke weiße Haare, die unter einer roten Mütze hervorquollen, buschige Augenbrauen und einen langen Bart. "Hallo", flüsterte er. "Wie bist du denn hier reingekommen?" "Das ist kein Problem für mich", murmelte der Weihnachtsmann. "Ich komme immer durch den Schornstein." "Hm", machte Roman. "Das Christkind kommt aber überall rein, sogar wenn die Tür abgeschlossen ist." "Ich möchte mich ein bisschen mit dir unterhalten", wisperte der Weihnachtsmann. "Warum sprichst du so leise?" Der Weihnachtsmann räusperte sich. "Ich bin heiser. Am Nordpol ist es nämlich kalt. Und ich bin immer mit dem Schlitten unterwegs. Da pfeift einem der Wind ganz schön um die Nase." "Das Christkind kann fliegen", entgegnete Roman. "Und es wohnt im Himmel. Da ist es schön warm, glaube ich." Der Weihnachtsmann setzte sich auf das Bett. "Warst du Weihnachten mit mir zufrieden?", wollte er wissen und fuhr Roman mit seiner großen Hand übers Haar. Roman runzelte die Stirn. "Wie meinst du das?" "Hast du dich über die Geschenke gefreut, die ich dir gebracht habe?" Er neigte sich nach vorn. Sein Atem roch komisch, irgendwie süßlich und scharf, wie der Grog, den Papa manchmal trank. Roman wich zurück. "Die Geschenke hat mir das Christkind gebracht", widersprach er. "Den Weihnachtsmann, den gibt's doch gar nicht." Der Mann lachte leise und streichelte sein Gesicht. "Mich gibt es nicht? Aber ich sitze doch vor dir!" Roman rutschte noch weiter zur Wand. "Wenn du es wirklich bist, wo ist dann der Sack mit den Geschenken?" Der Weihnachtsmann zog seine Hand zurück. "Draußen", behauptete er, "auf meinem Schlitten." "Kann ich dann noch ein Geschenk kriegen?" Der Weihnachtsmann zögerte. "Gut", sagte er schließlich. "Warte einen Moment." Roman hörte, wie er die Stufen hinunterging, dann knarrte die Wohnzimmertür. Er zog seinen Bademantel über und huschte zum Fenster. Weit und breit war kein Schlitten zu sehen. Da hörte er schon wieder die schweren Schritte auf der Treppe. Als sein nächtlicher Besucher ins Zimmer trat, lag Roman bis zum Kinn zugedeckt im Bett. "Hier", sagte der Weihnachtsmann und warf einen Kindercomputer auf die Bettdecke. "Genau denselben hat mir das Christkind gebracht." "So? Das wusste ich ja gar nicht." Der Weihnachtsmann nahm den Computer und legte ihn auf den Nachttisch. "Damit kannst du morgen spielen", raunte er. "Mir ist so kalt. Darf ich zu dir ins Bett? Ich will mich ein bisschen an dir wärmen." Er zog die Bettdecke zurück. Roman versuchte sich aufzusetzen. Der Weihnachtsmann drückte ihn ins Kissen zurück und gab ihm zwei eklige, feuchte Küsse auf beide Wangen. Dann löste er den Gürtel von Romans Bademantel und begann, das Oberteil seines Schlafanzugs hochzuschieben. Seine Hände waren eiskalt und zitterten. Roman schlug sie beiseite, tauchte unter den Armen des Mannes hindurch und sprang aus dem Bett. "Bleib hier", keuchte der Weihnachtsmann. "Schau mal." Er öffnete seinen roten Mantel. "Jetzt weiß ich auch, warum du frierst!", sagte Roman. "Du hast ja gar keine Hose an, und … und …" Irgendwas stimmte nicht mit dem Penis des Weihnachtsmannes. Er war - hochgeklappt. "Ich geh mal eben aufs Klo", rief Roman. "Ich komme mit." "Nee, lieber nicht. Ich muss groß." Roman huschte zur Tür. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich der Weihnachtsmann rückwärts aufs Bett fallen ließ.
Nie hätte Roman gedacht, dass seine Eltern so schnell da sein würden. Er schloss die Badezimmertür auf und rannte hinaus. Nanu? Da waren ja auch Polizisten im Flur! Mit richtiger Uniform! Die Tür zu seinem Zimmer stand offen. Er hörte die Stimme seines Vaters: "Dietmar, du? Du Drecksack, du Schwein …" Ein Polizeibeamter klopfte Roman auf die Schulter. "Gut gemacht! Wie hast du es geschafft, deine Eltern anzurufen, ohne dass er etwas gemerkt hat?" Roman holte ein Handy aus der Tasche seines Bademantels. "Das hat Mama mir auf den Nachttisch gelegt - damit ich anrufen kann, wenn was ist." Seine Mutter weinte. "Mein Kleiner", stammelte sie und presste ihn an sich, "mein kleiner, kleiner Junge …" "Mama!" Roman machte sich los. "Ich bin nicht klein! Ich hab dem Mann nicht geglaubt, dass er der Weihnachtsmann ist. Ich weiß doch genau, dass das Christkind die Geschenke bringt." ***
Eingereicht am 25. Februar 2008
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