Weihnachtsgeschichten - Adventsgeschichten
Kurzgeschichte Weihnachten Weihnacht Advent Geschichten für Weihnachtsmuffel
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Roter Regen, schwarzer Schnee

© Tamara Nahm

Im Reich der Menschen tobte eins ein erbitterter Krieg. Viele Jahre schon reichte die Feindschaft zwischen den Lagern zurück. Allerdings kämpften nicht "Gut" gegen "Böse". Auch zog man nicht wegen dem verletzten Stolz eines allmächtigen Regenten in die Schlacht, so wie es in der Geschichte so oft der Fall gewesen war. Doch eben jener Anlass, der zu diesem Waffengefecht führte, wurde unter den Menschen als besonders ehrenvoll angesehen. Es gibt keinen ehrenvollen Krieg. Und genau so wenig kann man auf dem Schlachtfeld einen ehrenvollen Tod sterben. Diese Aussagen sind nur dazu da, um den Hinterbliebenen den Blick zu verschleiern vor den Grausamkeiten, die ihre Väter, Männer und Söhne - wegen dem Willen eines Einzelnen - taten und letzten Endes über sich ergehen lassen mussten. Es ging um ein Kind. Das Kind der Gottesmutter.

Einst wurde es- unschuldig und rein - auf die Erde gesandt, um Friede und Einigkeit über die Menschen zu bringen. Zuerst verehrten sie es als Geschenk des Himmels. Sie brachten ihm die wertvollsten Gaben, umsorgten es wie ihre eigenen Schützlinge und schworen ihm letztlich ewige Treue. Als die Götter dies sahen, lachten sie vor Freude, denn sie dachten, dass die Menschen in Einklang miteinander leben würden so lange das Kind, dem sie ihren Gehorsam versichert hatten, lebe. Doch sie wurden eines besseren belehrt.

Schon wenige Jahre später begangen die Menschen, sich um das Gotteskind zu streiten. Sie waren sich uneinig über dessen Aufgaben auf der Erde und die Botschaft, die die Götter ihnen damit zuteil kommen lassen wollten. Das Kind selbst war noch zu klein, um das nahende Unheil zu verhindern und die Götter hatten die Menschen schon lange wieder verlassen. Sie hatten beschlossen, die Welt und ihren Nachkommen sich selbst zu überlassen, auch wenn es der Gottesmutter vor Sorge fast das Herz zerriss. Schließlich begannen die Menschen - kriegstreiberisch und blutdürstend wie sie sind - sich in zwei verfeindete Lager aufteilten. Das Götterkind indes verstanden nicht, warum Zwiespalt unter seinen Anhängern regierte, die an es glaubten und verehrten. Und als die verfeindeten Heere eines Morgens gegeneinander in den Kampf zogen, konnte und wollte es nicht wahr haben, für die Fehde verantwortlich zu sein.

Und so kam es, dass das Kind, als der Kampf in vollem Gange war, selbst zum Schwert griff. Und als das Eisen sein junges Herz durchbohrte, weinten die Engelsscharen im Himmel vor Kummer rote Tränen.

Am Abend, als die wenigen Krieger, die die sinnlose Schlacht überlebt hatten, den toten Körper ihres Heilands fanden und ein blutiger Regen auf die Erde niederging, überkam sie Einsicht. In derselben Nacht noch schworen sie feierlich, sich nie wieder wegen dem Glauben der Anderen zu bekriegen. Und sie tranken zusammen an einem Tisch, um den Vertrag zu besiegeln.

Doch die Schwüre der Menschen sind wie ein schwacher seidener Faden. Man kann sie nur all zu leicht zerreißen.

Wenige Jahre später fiel schwarzer Schnee. Und mit der Erde bedeckte er auch die Falschheit der Menschen unter einen dunklen, kalten Mantel.

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